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Tinguely bewegt noch immer

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Fantasievolle Fasnachtswagen, farbenfrohe Kostüme, Maschinen in ständiger Bewegung, Musik, knatternde und heulende Motoren, durchdringender Abgasgestank: Es war ein Fest für alle Sinne, das Freiburg am Samstag zum 25. Todestag von Jean Tinguely gefeiert hat. Der Tag war der Höhepunkt des Tinguely-Jahres 2016, organisiert von Stadt und Kanton Freiburg zu Ehren des am 30. August 1991 verstorbenen Künstlers.

Im Mittelpunkt stand der Umzug, der am frühen Abend vom Jean-Tinguely-Platz ins Burgquartier führte und Tausende von Schaulustigen anlockte. Alt und Jung waren gekommen: Leute, die Tinguely persönlich gekannt hatten; solche, die vor 25 Jahren am gleichen Ort dem Trauerzug zur Beerdigung des Künstlers beigewohnt hatten; alte Fans, die zur Feier des Tages die bunten Tinguely-Krawatten von 1991 aus dem Schrank geholt hatten; aber auch viele Junge, für die Tinguely vor allem eine schillernde Figur aus der Vergangenheit ist.

Vielstimmiges Dröhnen

 Die bunte Mischung hätte Tinguely, der stets die Nähe zur Bevölkerung suchte, gefallen–ebenso wie das Fest der Sinne, das vor allem anderen zu einem Fest für die Ohren wurde. Knapp vierzig Oldtimer-Rennautos, vom Bugatti aus dem Jahr 1925 bis zum Lotus von 1973, und ein Dutzend Motorräder donnerten zum Auftakt des Umzugs durchs Burgquartier. Genüsslich liessen die Fahrer die Motoren aufheulen, vielstimmig knatterte, dröhnte und brummte es durchs ganze Quartier–eine gelungene Hommage an Tinguelys Leidenschaft, den Motorsport.

Doch auch Tinguely, der Künstler, durfte nicht fehlen. Mit der Fahrskulptur «Safari de la Mort Moscovite», entstanden 1989 für die Retrospektive des Künstlers in Moskau, fuhr ein ganzes Tinguely-Werk im Umzug mit. Für den «Safari», eine Leihgabe des Museums Tinguely in Basel, war es eine Heimkehr: Schon 1991 war er anlässlich der Ausstellung «Freiburg–Moskau–Freiburg» durchs Burgquartier gekurvt.

Alphörner und Schüsse

Mit den Pfeifern und Trommlern der Zähringia, der Guggenmusik Les 3 Canards und einer Reihe von Fasnachtswagen gedachten die Organisatoren schliesslich auch Tinguelys, des eingefleischten Fasnächtlers.

Tinguely liebte es, wenn es krachte und lärmte, und so passte auch das Tonspiel «Anamorphose» des Freiburger Sounddesigners Florian Pittet hervorragend ins Programm. Mitten im Burgquartier präsentierte er eine lautstarke urbane Komposition, die von Alphörnern bis zu den Glocken der Kathedrale und von Fasstrommeln bis zu Kanonenschüssen und Gewehrsalven alles integrierte.

Doch auch die leiseren Töne hatten Platz im grossen Tinguely-Spektakel, etwa bei den Spielen und Animationen, die im ganzen Burgquartier stattfanden: So liessen die Velos des Klangsystems «Cyclotone» Retromusik erklingen, sobald die Besucherinnen und Besucher kräftig genug in die Pedale traten. Beim ebenfalls mit Muskelkraft betriebenen ökologischen Karussell des Théâtre de la Toupine ertönten sanfte Orgelklänge. Und bei den aus Schwemmholz undAbfallmaterial gefertigten Spielen in der Pierre-Aeby-Gasse hätte sich Tinguely nicht nur über das Scheppern und Knirschen gefreut, sondern besonders über das Lachen und Kichern der spielenden Kinder.

Brunnen in neuem Licht

Wer nach all dem noch nicht genug hatte, liess den milden Spätsommerabend auf der Schützenmatte ausklingen. Auch hier gingen die Tonspektakel weiter, etwa mit der Installation «Dabrujoga» rund um Tinguelys Jo-Siffert-Brunnen. Nach Einbruch der Dunkelheit fand der laute, bewegte Tag hier einen poetischen Abschluss: Ein Lichterspiel ergänzte die Tonperfomance und zeigte den Brunnen, das wohl beliebteste Tinguely-Werk in Freiburg, von einer ganz neuen Seite.

Spiele aus Abfallmaterial fesselten die Kleinen.Tinguelys Skulptur «Safari»: ein Höhepunkt des Umzugs.Mit Blaumann und Schnauz: unverkennbar Tinguely.Bundesrat Alain Berset ist Schirmherr des Tinguely-Jahres.

Alain Berset: «Seine Maschinen waren ein dröhnendes Gelächter»

N och vor dem Umzug fand auf dem Rathausplatz der offizielle Festakt zum Tinguely-Jahr statt. Die Prominenz aus Politik und Kultur vermischte sich mit der Bevölkerung; insgesamt versammelten sich gemäss Angaben der Veranstalter rund 1000 Personen auf dem Platz.

Ehrengast war der Freiburger Bundesrat Alain Berset, Schirmherr von «Tinguely 2016». In seiner Ansprache vom Balkon des Stadthauses aus erinnerte er an den Trauerzug zu Tinguelys Begräbnis am 4. September 1991, der an die 15 000 Personen angelockt hatte. «Damals, vor 25 Jahren, war dieser Platz genauso voll wie heute», so Berset. Dass der Künstler immer noch so viele Menschen bewege, habe mit seiner Persönlichkeit zu tun, aber auch mit seinem universellen Schaffen: «Sein Werk spricht alle an, weil es humorvoll ist. Seine Maschinen waren ein ununterbrochenes, dröhnendes Gelächter.» Ganz im Sinne des Dada sei Tinguely zugleich absurd und sehr politisch gewesen.

Thierry Steiert, Syndic der Stadt Freiburg, erinnerte an Tinguelys Internationalität: Er verbinde Freiburg mit anderen Städten wie Basel oder Paris und sei ein Botschafter der Verständigung zwischen den Sprachgemeinschaften. «Unsere sprachpolitischen Zänkereien lässt er lächerlich erscheinen», so der zweisprachige Syndic, der von einer Tinguely-Maschine zur Überwindung der Sprachgrenze träumte: «Tinguely hätte sie wohl Méta-Röstigraben genannt», so Steiert in Anlehnung an Tinguelys Méta-Matic-Maschinen.

Ruth Lüthi, Vizepräsidentin des Vereins «Tinguely 2016», erinnerte in ihrer Rede an die Ziele des Tinguely-Jahres: den Geist und die Aura des Künstlers aufleben zu lassen und der breiten Bevölkerung zugänglich zu machen. Das Festprogramm, das Traditionelles und Provokatives vereine, leiste dazu einen Beitrag. cs

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