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Entrüstung über Gesetz zu Pflegefamilien

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

 

Wie kann man nur?

 

Aus heiterem Himmel müssen wir uns die Frage stellen: Wie können wir die weitere professionelle Betreuung der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen ab sofort gewährleisten? Die Grossfamilie Sunneblueme war in einem Pilotprojekt vom Jahr 2000 Vorreiterin für die neue Form der professionellen Pflegefamilien. 2006 wurde sie dann offiziell vom Kanton Freiburg anerkannt. Nun haben wir den Eindruck, unsere Arbeit der vergangenen elf Jahre wird nicht wertgeschätzt. Schliesslich wird sich das Problem «erledigen», wie es in den FN stand.

Wie kann man die Arbeitsplätze von Mitarbeitenden und die Pflegefamilie der Kinder und somit ihr Zuhause auslöschen? Versetzen Sie sich nun in die Lage unserer betreuten Kinder: Sie erfahren auf dem Schulhof von ihren «Gspändli», dass es ihre Pflegefamilie nicht mehr gibt, und ihnen wird klar, dass sie von ihren «Geschwistern» getrennt und aufgeteilt werden. Nebstdem arbeiten wir hier zu niedrigeren Tarifen als beispielsweise Heime, mit viel Herzblut, Tag und Nacht, mit familienähnlicher Infrastruktur, zudem bieten wir immer noch Rückhalt und sind Ansprechperson für die älteren Generationen. Uns langjährigen Mitarbeitenden ist bewusst und es liegt uns am Herzen, dass wir Werte wie Zusammenhalt, gegenseitige Unterstützung, ein offenes Ohr sowie Familienalltag an die Pflegekinder weitergeben und vorleben. Leider haben wir nur wenige Rückmeldungen und wenig Interesse an unserem Berufsalltag seitens der Grossräte erhalten und fragen uns: Wie kann man solche Entscheidungen treffen, die Familien zerstören, ohne sich vorher selbst ein Bild gemacht zu haben? Die langjährigen Erfahrungen und Rückmeldungen der ehemaligen Pflegekinder haben uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Aufgebaute Beziehungen, die Toleranz und Anerkennung der umliegenden Gemeinden, die Infrastruktur: Dies alles wurde vor elf Jahren gutgeheissen, akzeptiert und vom Kanton Freiburg gerne in Anspruch genommen. Hier handelt es sich aber nicht um Ware, die man einfach löschen kann. Wenigstens muss ein Angebot her, das für alle Beteiligten, Pflegekinder mit ihren Herkunftsfamilien und Mitarbeitenden, eine langfristige Lösung bietet, und dies am jetzigen Standort mit seinen optimalen und kindergerechten Bedingungen.

Hier geht’s zum Artikel: “Wenn sich der Rat umentscheidet”.

Grosser Rat hat herzlos entschieden

 

Ja, es muss eine Lösung her für die Zukunft der Grossfamilie Sunneblueme. Aber ist das eine Lösung? Für mich ist dies ein herzloser Entscheid, bei dem nicht eine Sekunde an die Kinder gedacht wurde.

Die Kinder, welche in der Grossfamilie Sunneblueme leben, haben dort wichtige Beziehungen aufgebaut, sie haben dort gelernt, was es heisst, eine Familie zu sein, eine Ersatzfamilie zu haben. Dies ist ihr Zuhause, dort haben sie Wurzeln geschlagen, welche so wichtig sind für ihre Entwicklung und ihre Zukunft. Trotz schwerem «Rucksäckli», welches jedes einzelne der Kinder trägt, meistern sie ihr Leben, mithilfe von Regine Schlaginhaufen und dem ganzen Team, grossartig. Es macht mich wütend, fassungslos und traurig, dass durch diesen politischen Entscheid mit dem Schicksal der Kinder so umgegangen wird und dass dies zur Folge hat, dass das hart erkämpfte Vertrauen und die Geborgenheit der Kinder aufs Spiel gesetzt wird.

 

Wo bleibt das Wohl der Kinder?

 

Der Vorstand des Unterstützungsvereins der Grossfamilie Sunneblueme war schockiert über das Scheitern des Abänderungsantrages für das Gesetz betreffend die professionellen Pflegefamilien. Besonders, weil der Antrag in erster Lesung angenommen worden war. Befremdet hat uns auch die Berichterstattung in den «Freiburgern Nachrichten».

Nachdem wir uns monatelang mit der Unterstützung mehrerer Grossrätinnen und Grossräte dafür eingesetzt haben, durch einen Abänderungsantrag das Gesetz flexibler zu gestalten, löst das Resultat der Schlussabstimmung im Grossen Rat bei uns Unverständnis und Betroffenheit aus. Wir müssen aufgrund des Zeitungsartikels leider davon ausgehen, dass sowohl in der Ratsdebatte als auch in der Berichterstattung fatalerweise die Problematik der Pflegefamilien auf eine einzelne Pflegefamilie beziehungsweise auf deren Leiterin reduziert wurde.

Mit der Annahme des Gesetzes, in dem die Grösse der Pflegefamilie auf fünf Kinder festgeschrieben ist, hat man die Möglichkeit vertan, eine gewisse Flexibilität zu behalten. Das heisst, wenn die Heime ausgelastet sind, immerhin noch die Möglichkeit zu haben, Kinder zusätzlich in einer Pflegefamilie zu platzieren.

Wir fragen uns, ob man in der ganzen Diskussion um das Gesetz das Wohl der Kinder aus den Augen verloren hat. Was in anderen Kantonen gefördert wird, wird vom Kanton Freiburg infrage gestellt, und der Heimbetrieb wird bevorzugt. Im Vorfeld der Abstimmung haben wir gehört, dass für professionelle Pflegefamilien mit fünf Kindern ein äusserst minimaler Stellenetat vorgesehen ist. Diese vorgesehenen Rahmenbedingungen sind unserer Meinung nach unverantwortlich und gefährden die gesunde Entwicklung der Kinder.

Wir erwarten nun von den zuständigen Entscheidungsträgern für die bestehende und über Jahre gewachsene Institution, dass das Versprechen für eine dem Wohl der Kinder angemessene, langfristige Übergangslösung eingehalten wird. Dazu gehört auch die Zusicherung eines Stellenetats, mit dem eine optimale Betreuung der Kinder gewährleistet werden kann. Wir fänden es unverantwortlich, die Kinder aus ihrem jetzigen Ersatz-Zuhause zu reissen. Des Weiteren würden die heute erwachsenen ehemaligen Bewohner einen wichtigen Teil ihres sozialen Netzwerks verlieren.

 

Unverantwortlicher Entscheid

 

Im Kanton Bern wird seit Jahren der Leitgedanke der Integration von beeinträchtigten und lernbehinderten Kindern in der Regelschule umgesetzt, damit diese dieselben Chancen erhalten wie gesunde Kinder. Eine Institution wie die Grossfamilie Sunneblueme in Guschelmuth setzt genau an diesem Punkt an, indem sie Kindern aus sozial schwierigen Familien die Möglichkeit auf eine umsorgte und chancengleiche Kindheit bietet. Damit verbunden können diese Kinder, soweit möglich, mit anderen Kindern die Regelschule besuchen und sich später im Berufsleben etablieren. Die Grossfamilie Sunneblueme wurde vor 17 Jahren vom Kanton Freiburg als Institution anerkannt – mit gewissen Auflagen selbstverständlich. Die Bewilligung wurde für bis zu elf Pflegeplätzen erteilt. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass im Kanton Freiburg offenbar grosser Bedarf an Pflegeplätzen besteht. Zumeist war die Sunneblueme voll ausgelastet. Nun entscheidet das Kantonsparlament, dass dieselbe Grossfamilie nur noch maximal fünf Kinder betreuen darf. Wer entscheidet, welche fünf Kinder in der Familie bleiben dürfen und welche umplatziert werden sollen? Hier geht es um junge Menschen, welche nach einem schwierigen Start ins Leben das Recht auf Konstanz und Sicherheit haben. Es ist unverantwortlich, diese Kinder in andere Institutionen zu verpflanzen.

Wie soll eine Institution, die über Jahre in ein Haus für eine Grossfamilie mit mehr als fünf Kindern investiert hat, finanziell weiterexistieren können? Wer masst sich an, mit dem Alter der Institutionsleiterin zu argumentieren? Es ist kein Geheimnis, dass die Frau im Rentenalter ist. Doch der Kanton hat es bis heute versäumt, Hand für eine sinnvolle Nachfolgeregelung zu bieten.

Die Berichterstattung zur Ratsdebatte zeugt leider nicht von grossem journalistischem Feingefühl. Fairerweise hätte man Argumente der Befürworter im Sinne der Pflegefamilie Sunneblueme im selben Bericht auch zitieren sollen.

 

Das Schicksal der Kinder geht weiter

 

Die Überraschung und Enttäuschung war gross, in den FN zu lesen, dass der Grosse Rat die Anzahl der Pflegekinder auf fünf beschränken will. Vor allem jedoch die Tatsache, dass er der Grossfamilie Sunneblueme keine Ausnahmebewilligung erteilen will. Es wurde argumentiert, dass es im Kanton Freiburg genug Institutionen gebe – Heime oder Tagesfamilien. Jedoch: Im Foyer des Bonnesfontaines in Freiburg – in dessen einziger deutschsprachigen Gruppe – sowie im Kinderheim Heimelig hat es kaum mehr Platz. Eine Tagesfamilie ist für diese Kinder mit besonderen Bedürfnissen und Herausforderungen nicht die geeignete Lösung. Solche Familien sind auch kaum zu finden.

Ich kenne die Institution der Grossfamilie Sunneblueme seit über 30 Jahren – ich habe selbst zehn Jahre auf dem Jugendamt in Freiburg gearbeitet –, und zu jeder Zeit war man froh über die gute Möglichkeit, den deutschsprachigen Kindern im Kanton Freiburg, welche nicht zu Hause aufwachsen können, diese Lösung anbieten zu können. In der Grossfamilie Sunneblueme fanden in dieser Zeit über 30 Kinder langfristig – und dazu unzählige Kinder und Jugendliche in Notsituationen – ein zweites Zuhause; sie wurden von Fachkräften liebevoll in ihrer Entwicklung begleitet und unterstützt, damit sie später ihren eigenen Weg finden konnten, um ein selbstständiges Leben zu führen. Es braucht also eine Ausnahmebewilligung – im schlechtesten Fall wenigstens eine Übergangszeit –, bis diese Kinder ihre Schulzeit in der vertrauten Umgebung beendet haben, so dass sie nicht, wie es vielen von ihnen schon so oft in ihrem Leben widerfahren ist, wieder verpflanzt werden müssen. Gerade diese Kinder brauchen eine vertraute Umgebung und reagieren mit erneuten Schwierigkeiten, Krisen und Problemen, wenn ihnen ihr geliebtes Ersatz-Zuhause weggenommen wird.

Regine Schlaginhaufen wird pensioniert – ja –, doch das Schicksal dieser Kinder geht weiter! Es wird eine neue Leitung geben. Es sind Diskussionen im Gange betreffend Nachfolgeregelung.

Also: Setzen wir uns dafür ein, dass die Grossfamilie Sunneblueme für diese und zukünftige Kinder ihre Arbeit in der bestehenden Qualität und ohne zusätzliche Hindernisse fortführen kann!

 

Unser Zuhause muss erhalten bleiben

 

Als wir den Bericht lasen, waren wir schockiert, und uns kamen die Tränen. Für uns ist die Grossfamilie Sunneblueme seit achtzehn Jahren unser Zuhause. Wir sind sehr betroffen, dass der Grosse Rat entschieden hat, dass von elf bewilligten Plätzen nur noch fünf Plätze bewilligt werden. Unsere Pflegemutter Regine Schlaginhaufen hat mit so viel Herzblut und grossem Engagement die Grossfamilie aufgebaut und uns Kindern ein schönes Zuhause gegeben. Dieses muss auch weiterhin erhalten bleiben. Es ist für uns eine Horrorvorstellung, dass unsere kleinen Pflegegeschwister nicht mehr alle zusammen aufwachsen können. Wir fänden dies sehr wichtig. Denn ihr Zusammenhalt ist sehr stark. Muss eine Familie, die über Generationen zusammengewachsen ist, so auseinandergerissen werden?

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