Den Deutschen ist es quasi über Nacht gelungen, den auf Mann und Frau definierten Ehebegriff aufzubrechen und ihn für gleichgeschlechtliche Verbindungen zugänglich zu machen. Es brauchte zwar einige Verrenkungen der Bundeskanzlerin Angela Merkel, doch am Schluss ist das rausgekommen, was schon lange gelebte Realität ist. Mann steht zu Mann und Frau zu Frau. Was kann man schon dagegen haben, wenn zwei gleichgeschlechtliche Personen bereit sind, für einander Verantwortung zu übernehmen?
Und wie steht es in der Schweiz? Schon 2013 hat die Grünliberale Fraktion unter der Federführung der Berner Nationalrätin Kathrin Bertschy im Bundeshaus eine Initiative hängig gemacht mit dem Ziel, die Ehe für alle einzuführen. Damit hat die GLP progressiv den Zeitgeist richtig erfasst, denn gemäss einer Erhebung sind zwei von drei Schweizerinnen und Schweizer für die Öffnung. Auch im Parlament scheint es, dass diese Initiative durchaus Chancen hat, angenommen zu werden.
Nur die CVP, die Partei der Schweizer Katholiken, bekundet Mühe, ihre religiöse Engstirnigkeit und ihre dogmatische Starrheit zu überwinden. Ihr Präsident, Nationalrat Gerhard Pfister, hat unlängst am Fernseher Position bezogen und die Öffnung der Ehe resolut zurückgewiesen. Warum? Weil die Ehe naturgemäss als Union von Frau und Mann geschaffen sei. Die Realität ist eine andere! Hüben und drüben leben Menschen in vom Geschlecht her frei gewählter Verbindung und legen damit beredtes Zeugnis ab, dass es trotz religiösem Dogma existiert.
Droht die GLP-Initiative nun an religiöser Verbohrtheit und Eifer zu scheitern, lautet die bange Frage. Wohl kaum. Vor über vierzig Jahren liefen religiös getriebene Bürger gleichsam Amok, als die Fristenlösung auf die politische Traktandenliste gesetzt wurde. Jahre später hat der Stimmbürger das Geschäft mit einer Zweidrittelmehrheit gleichsam leger durchgewunken. Bei der Ehe für alle dürfte es gleich laufen, denn immerhin ist festzuhalten, dass der urbane Flügel der CVP dem Vorhaben positiv gegenübersteht.
