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Lehmanns erlösender Schlussstrich

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Beim 39. Kerzerslauf präsentierte sich am Samstag das Bild, an das man sich in den letzten Jahren bei Schweizer Strassenläufen gewöhnt hat: Von den ersten sieben Läufern kamen sechs aus Kenia, einzig der äthiopische Asylbewerber Fikru Dadi konnte als Sechster der kenianischen Dominanz Paroli bieten. Auf dem achten Rang folgte der erste Schweizer, Adrian Lehmann (TV Langenthal), mit bereits knapp zweieinhalb Minuten Rückstand auf den Sieger.

Nur ein kleines Stückchen vom Kuchen

Es war eine jener Konstellationen, die weder für Zuschauer noch für Sponsoren sonderlich attraktiv ist – zu austauschbar sind die unbekannten Läufer mit den Namen und Gesichter, die sich niemand merken kann. Auch für die einheimischen Läufer ist das eine unbefriedigende Situation. Ihnen bleibt angesichts der starken ausländischen Konkurrenz kaum eine Chance auf Preisgeld, Top-Platzierungen und somit mögliche Sponsoreneinnahmen. Ein Problem, das auch Adrian Lehmann aus eigener Erfahrung kennt. «Als Achter bleibt mir nicht mehr viel vom Kuchen. Ein Stück davon brauche ich aber, um an der nationalen Spitze laufen und eines Tages den Schritt zum Profi schaffen zu können», sagt der 27-jährige Berner. Bei ihm schlügen allerdings zwei Herzen in der Brust. «Ich habe schon einige Trainingslager in Kenia gemacht und gesehen, wie hart sie dort trainieren und was sie alles investieren. Mit dem bei uns gewonnenen Preisgeld können sie in Kenia mehrere Monate leben. Das mag ich ihnen auch gönnen.»

Das Organisationskomitee des Murtenlaufs hat im letzten Jahr auf die Verpflichtung ausländischer Läufer verzichtet. Erstmals seit 1998 standen wieder ein Schweizer Läufer und eine Schweizer Läuferin zuoberst auf dem Podest. In Kerzers präsentiert sich die Ausgangslage aber etwas komplizierter: Aufgrund des frühen Austragungsdatums ist der Seeländer Lauf für die meisten Schweizer Spitzenathleten weniger interessant, befinden sie sich doch erst in ihrer Aufbauphase. Für das OK des Kerzerslaufs sind die afrikanischen Läufer deshalb ein wichtiges Element, um ein gutes sportliches Niveau garantieren zu können.

Ein Resultat, das Mut macht

In Kerzers muss man denn auch weiter auf einen Schweizer Sieger warten – inzwischen seit 20 Jahren. Für Adrian Lehmann ging es am Samstag in erster Linie darum, eine aussagekräftige Antwort auf die Frage nach der eigenen Form zu erhalten. Für den 1,73 Meter grossen und 59 Kilogramm leichten Athleten eine knifflige Sache, denn im vergangenen September hatte er die Saison wegen eines Ermüdungsbruchs am Kreuzbein und einer Entzündung im Darmbein vorzeitig beenden müssen. Erst im Januar konnte er wieder mit leichtem Training einsteigen; in Kerzers absolvierte er nun seinen ersten Ernstkampf.

«Bis zu Kilometer fünf konnte ich mit der Spitze mithalten. Dann musste ich aber etwas abreissen lassen, weil ich merkte, dass ich ansonsten in der Golaten-Steigung büssen muss», bilanzierte Lehmann nach seinem Comeback. Bis auf rund 200 Meter kam er in der Folge an Fikru Dadi heran. «Es fehlte mir allerdings der letzte Biss, um ihn auf Teufel komm raus einzuholen.» Dennoch fällt Lehmanns Bilanz positiv aus. «Ich bin noch nicht in der Form von vor meiner Verletzung, ich liege aber auch nicht so weit hinter der Schweizer Elite zurück, wie ich befürchtet hatte. In zwei, drei Monaten werde ich den Anschluss wieder ganz geschafft haben.»

Das Jahr 2016 war für Lehmann nicht nur wegen seiner Verletzung eine grosse Enttäuschung gewesen. Im April hatte sich der Berner beim Zürcher Marathon für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro qualifizieren wollen. Er wollte seine letzten Chance packen, um sich seinen Kindheitstraum von Olympia zu erfüllen. Auf das Rennen seines Lebens hatte er sich akribisch vorbereitet, gar zwei Pacemaker aus Kenia engagiert, die ihn nach Brasilien ziehen sollten. Doch das Wetter machte ihm einen dicken Strich durch die Rechnung. Bei Schneeregen und winterlichen Temperaturen fiel der eine Pacemaker schon früh zurück, der andere gab später auf. Schnee hatten die Kenianer noch nie zuvor gesehen. Als Lehmann schliesslich fünf Minuten über der Limite ins Ziel einlief, war er total aufgelöst, weinte hemmungslos. Auch als er kurz danach den Reportern des Sportpanoramas ein Interview gab, konnte er seine Tränen nicht zurückhalten. Das Fernsehpublikum litt mit dem bedauernswerten Marathonläufer, und sein bewegender TV-Auftritt machte ihn auf einen Schlag in der ganzen Schweiz bekannt.

Adrian Lehmann ist ein Kämpfer, und im Jahr 2017 soll es für ihn wieder aufwärtsgehen. «Mit dem Kerzerslauf habe ich hoffentlich den Schlussstrich unter das bisher schwärzeste Kapitel meiner Karriere gezogen.» Sein Vorhaben, im April die Marathon-Limite in Angriff zu nehmen und sich für die WM vom August in London zu qualifizieren, kann er wegen seines Trainingsrückstands allerdings nicht umsetzen. Stattdessen will er sich auf die Schweizer Stadtläufe konzentrieren. «Ich möchte am GP Bern, aber auch an der 10-Kilometer-SM auf der Strasse und auf der Bahn starten.»

Ende Mai wird Lehmann eine Saisonpause einlegen und sich danach gezielt auf den Berlin Marathon vom 24. September vorbereiten. «Da will ich endlich meine Bestzeit von 2:15,08 unterbieten.»

Die Sieger

Der 39. Kerzerslauf wieder fest in kenianischer Hand

In den letzten 19 Jahren kam der Sieger beim Kerzerslauf stets aus Afrika. Das sollte sich auch am Samstag bei der 39. Ausgabe des Traditionslaufes nicht ändern. Der Kenianer Tom Mutie setzte sich schnell an die Spitze und gab diese Position bis ins Ziel nicht mehr ab. Er absolvierte die 15 Kilometer in 44:57,9 Minuten – trotz schwieriger äusserer Bedingungen blieb er damit nur gut 50 Sekunden über der Siegeszeit des Vorjahres.

Auch die Läufer auf den Plätzen vier, fünf und sieben stammten aus Kenia. Samuel Mwangi wurde mit 11,4 Sekunden Rückstand Zweiter, Edwin Kosgei büsste als Dritter 24,9 Sekunden auf den Sieger ein. Vorjahressieger Bethwel Kirpono wurde Vierter.

Wanjirus Titelverteidigung

Bei den Frauen lieferten sich die Kenianerinnen Maryanne Wanjiru und Viola Chepngeno einen packenden Zweikampf an der Spitze. Ihre Landsfrau Lucy Murigi, Streckenrekordhalterin und Kerzerslaufsiegerin im Jahr 2014, blieb den beiden jedoch hartnäckig auf den Fersen. Erst auf den letzten Kilometern vermochte sich Maryanne Wanjiru, wie bereits 2016, leicht von ihrer Konkurrentin abzusetzen, und lief schliesslich in 50:42,1 Minuten ins Ziel, vor Chepngeno und Murigi. ms

«Beim Kerzerslauf habe ich hoffentlich den Schlussstrich unter das bisher schwärzeste Kapitel meiner Karriere gezogen.»

Adrian Lehmann

Bester Schweizer am Kerzerslauf

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