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Von Wörtern und Unwörtern

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In verschiedenen Ländern und Sprachregionen wird seit einigen Jahren das Wort und auch das Unwort des Jahres gekürt. In der deutschsprachigen Schweiz ist «Filterblase» das Wort des Jahres 2016, das Unwort ist «Inländervorrang light». Der Satz des Jahres 2016 lautet: «Vielleicht müssen wir die Granaten in Zukunft ohne Logo liefern, damit niemand weiss, woher sie stammen» – der Satz entstand aus der Diskussion um die Ausfuhr von Schweizer Kriegsmaterial. Alternativ dazu gibt es auch das Mundartwort, das Jugendwort und das Finanzwort des Jahres. Die Rätoromania wählt ihre eigenen Wörter, so gab es 2014 das verschmolzene Wort «chillvosa», ein Portemanteau-Wort oder Kofferwort aus «chillen» und «gervosa» (Bier).

 

Aber es gibt auch inoffizielle Unwörter, und solche, die es sicher werden könnten. Das Bandwurmwort «Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz» (kurz: RkReÜAÜG) galt lange als das längste Wort der deutschen Sprache. Nun ist das Wort – Internet sei Dank – zwar nicht ganz verschwunden, aber das deutsche Gesetz wurde doch 2013 aufgehoben.

Dank Trumps Wahl gibt es nun eine «post-truth», auf Französisch eine «post-­vérité», womit man euphemistisch ausdrückt, dass objektive Fakten zur Meinungsbildung weniger beitragen als emotionsgesteuerte persönliche Eindrücke, welche vor allem über die sozialen Medien verbreitet werden. Halbe Wahrheiten und ganze Unwahrheiten werden dabei dank den sprachlichen Spitzfindigkeiten des neuen US-Präsidenten und seiner Gefolgsleute zu «alternative facts», sicher ein Kandidat für ein Unwort. Aber die Präfixe «Post-» und «Un-» haben eigentlich schon eine lange Karriere hinter sich. So habe ich in Berichten vom Anfang des 20. Jahrhunderts in Zusammenhang mit Statistiken zum regelmässigen Schulbesuch und Schuleschwänzen in Biel den interessanten Begriff «Schulunfleiss» gefunden, und die Termini «Postindustrialisierung», «Postkapitalismus», «Postmaterialismus», «Postmoderne» (was kommt denn eigentlich nachher?) gehören schon lang zum politischen und sozialen Jargon. Aber vielleicht gibt es bald das Wort «Unwort» als Unwort, und wir sprechen in absehbarer Zeit von «Postpost»?

Claudine Brohy ist Linguistin und wohnt in Freiburg. Sie ist zweisprachig aufgewachsen, hat in Freiburg und in Kanada studiert. Sie interessiert sich für die verschiedenen Aspekte der Zweisprachigkeit und ist Mitglied einer FN-Autoren-Gruppe, die im Monatsrhythmus frei gewählte Themen bearbeitet. Die Autorin tut dies auf Wunsch der Redaktion mal auf Deutsch, mal auf Französisch.

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