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Von langen Nächten und rauhen Sitten

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Mit dem Dezember erleben wir derzeit den dunkelsten Monat des Jahres. Am 21. Dezember erreichte die Sonne ihren tiefsten Stand am Horizont. Man spricht von der Wintersonnenwende, und das ist gleichzeitig auch der astronomische Winteranfang. Dieser Tag war mit 8 Stunden, 38 Minuten und 23 Sekunden der kürzeste Tag des Jahres und die darauf folgende Nacht entsprechend die längste Nacht. Nun steigt die Sonne wieder jeden Tag höher am Horizont, und die Tage werden (vorerst nur um Sekunden) länger.

Zwölf lange Nächte

Betrachtet man die täglichen Sonnenauf- und -untergangszeiten, dann fällt auf, dass bis zum 3. Januar die Sonne am Morgen zwar immer noch später auf-, am Nachmittag aber auch später untergeht, was den Tag insgesamt verlängert.

Um den 3. Januar erreicht die Erde auf ihrer elliptischen Umlaufbahn um die Sonne den kürzesten Abstand zu unserem Zentralgestirn. Man nennt diesen Punkt «Perihel». Zwischen diesen beiden Daten, der Wintersonnenwende am 21. Dezember und dem sonnennächsten Punkt, dem Perihel am 3. Januar, liegen zwölf lange Nächte: die sogenannten Rau- oder Rauchnächte.

Der Name «Raunächte» leitet sich von «rau» ab und meint die wilden Dämonen, die in diesen Nächten angeblich ihr Unwesen treiben. Nach altem Volksglauben steht das Geisterreich offen, und die Seelen von Verstorbenen sowie die Geister haben Ausgang.

In der Vorstellung der abergläubischen Europäer kamen diese Seelen in den langen Raunächten in der Welt der Lebenden zu Besuch. Man hatte Angst und fühlte sich bedroht.

Die Geburt alter Bräuche

Die Leute versuchten die Seelgeister freundlich zu stimmen und legten ihnen Speisen wie Brot, Milch, Mehl und Getreide vor die verschlossenen Fenster. Die Bauern durften per Dekret ihre Ställe in dieser Zeit nicht putzen und mussten die Türen verschliessen. Wasserbehälter wurden zugedeckt, weil man in ihnen den Aufenthaltsort von Geistern und armen Seelen vermutete.

Es war strikte verboten, Tiernamen wie Wolf, Fuchs, Ratte oder Maus auszusprechen, weil sie stellvertretend für den Teufel standen – und den wollte man ja nicht aufhetzen.

Viele Menschen verkleideten sich in dieser Zeit und zogen Masken an, in der Hoffnung, damit die Geister und die Dämonen irritieren und vertreiben zu können. Man wollte der Dunkelheit mit lärmenden Umzügen, mit Trommeln, Schellen, Peitschenknallen und krachendem Feuerwerk zuleiberücken.

Alte Bräuche erinnern uns noch heute daran. Zu den bekanntesten gehören in der Schweiz beispielsweise die «Trychelwoche» in Kandersteg, der «Altjahrsesel» in Schwarzenburg, die «Silvesterkläuse» im Appenzeller Hinterland oder das «Hardermannli» in Interlaken.

Der Name «Rauchnächte» geht auf ein traditionelles Beräuchern von Häusern und Ställen in dieser dunklen Zeit zurück. Der Pfarrer oder der Hofbauer selber beräucherten Haus und Stall mit Weihrauch oder mit wohlriechenden Pflanzen, wie Beifuss, Fichtenharz oder Lavendel. Dieses Ritual diente der Reinigung: Positive Energien sollten in das Haus einströmen und böse Geister vertreiben.

Von Aberglaube geprägt

Der Aberglaube hatte gerade in diesen Rau- oder Rauchnächten immer Hochkonjunktur, und das gilt bis in unsere Zeit. Die Tage sind auch für die Befragung des Orakels und für Horoskope besonders geeignet. Man möchte ja auch wissen, was das kommende Jahr alles bringen könnte. Sogar das Wetter ist da nicht ausgeschlossen. So gibt es sogenannte «Experten», die aus dem Wetter von der ersten bis zur zwölften Raunacht jeweils das Wetter der kommenden zwölf Monate im neuen Jahr ableiten. Wenn das nichts hilft, dann bleibt noch immer der Zwiebelkalender: In den zwölf Nächten oder an Neujahr wird eine Zwiebel in zwölf Schalen geschnitten. Jede Schale wird mit einem Monatsnamen des kommenden Jahres bezeichnet. Diese Schalen werden dann mit Salz bestreut. Am nächsten Morgen sollte sich, je nach Ausmass der angezogenen Feuchtigkeit in der Zwiebelschale, die Regenmenge oder eben die Trockenheit des betroffenen Monates erkennen lassen.Orakel hin – Aberglaube her: Ich halte mich auch im neuen Jahr an meinen Leitspruch: «Der Optimist steht nie im Regen, er duscht nur hie und da unter einer Wolke.»

Mario Slongo ist ehemaliger DRS-Wetterfrosch. Einmal im Monat erklärt er in den FN spannende Naturphänomene. Beiträge unter: www.freiburger-nachrichten.ch, Dossier «Wetterfrosch».

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