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Mit der Trump-Pille gegen die Zukunftsangst

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Bei Busfahrten benütze ich neuerdings eine App auf meinem Smartphone. Das ist bequem. So brauche ich nicht länger vor Billettschaltern Schlange zu stehen oder den Buschauffeur zu ärgern, weil ich das nötige Kleingeld nicht zusammenkriege und statt dessen mit einer Hunderternote bezahle. Vielleicht liegt der tiefere Grund seines Kummers aber auch woanders, nämlich in der düsteren Vorahnung, dass er schon bald durch einen selbstfahrenden Bus ersetzt werden könnte.

 

Letzthin habe ich mir beim Einkaufen in der Migros von einem Freund erklären lassen, wie man die eingekauften Waren selber scannt, so dass man die Warteschlange an der Kasse in der Siegerpose des mit der Zeit Schritt haltenden Kunden schadenfreudig lächelnd hinter sich lassen kann. Am Ende meiner Einkaufstour musste ich dann aber trotzdem kleinlaut die Hilfe einer Angestellten in Anspruch nehmen, weil das Lesegerät den Strichcode auf den Lauchstängeln einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollte. Kinderkrankheiten halt. Freundlich nahm sich die Verkäuferin meiner an, obwohl mir das, was wir da taten, plötzlich wie die aktive Mithilfe bei der Vernichtung ihres eigenen Jobs vorkam.

Als meine Frau kürzlich den Schalterraum der SBB betreten wollte, wurde sie von einem Angestellten freundlich lächelnd zum Billettautomaten eskortiert, wo er sie Schritt für Schritt in der angenehmen Kunst der Selbstbedienung unterwies. Sy ali so nätt …! Wer sich bereit erklärt, seinen lieb gewonnenen Versicherungsberater aus Fleisch und Blut durch eine freundlich Auskunft gebende Telefonstimme ersetzen zu lassen, kann erheblich Prämien sparen. Noch haben wir die Wahl. Noch. Poststellen werden geschlossen, Bankschalter stellen dank Online-Banking auf Sparbetrieb um, Kühlschränke kommunizieren mit dem Detailhändler. Chirurgische Eingriffe von Menschenhand werden uns wohl schon bald wie Relikte aus der Steinzeit-Medizin vorkommen. Die Chancen, dass ich das noch erleben werde, sind intakt, sofern Roboter das menschliche Ersatzteillager planmässig in Betrieb nehmen können.

Man lerne: In einer Roboterwelt leben heisst: nach den Regeln von Robotern leben. Der arbeitende Mensch ist ein Auslaufprodukt. Die industrielle Revolution 4.0 arbeitet zielstrebig an der Vernichtung von Arbeit. McKinsey kommt zum Schluss, dass 45 Prozent aller von Menschen verrichteten Arbeiten bereits heute automatisiert werden könnten. Am Ende dieser Entwicklung werden wir Menschen nur noch bei der Produktion und Wartung von Robotern gefragt sein, bis uns der intelligente Roboter auch diese Arbeit abnehmen wird. Und wenn die künstliche Intelligenz von Maschinen meine eigene kümmerliche Intelligenz zum vierten oder fünften Mal überrunden wird, werde ich mich wieder einmal schaudervoll an ein «Faust»-Zitat erinnern: «Am Ende hängen wir doch ab von Kreaturen, die wir selber schufen.»

 

Man kann sich diesem Zustand als dem verheissenen Paradies des ewigen Müssiggangs in die Arme werfen oder ihm als Zeitalter der Sinnleere ängstlich entgegenzittern. Sicher ist nur, dass wir – als arbeitende Spezies überflüssig geworden – immerhin als Konsumenten gefragt bleiben werden. In dieser Rolle sind wir unersetzlich. Fragt sich nur, woher wir das Geld zum Konsumieren nehmen werden, wenn uns allen die Arbeit ausgegangen sein wird.

 

Gut möglich, dass diese düstere Zukunftsvision weniger die tatsächlichen Gegebenheiten als viel mehr die ängstliche Überreaktion eines Fortschrittsskeptikers widerspiegelt. So oder so habe ich mich nach langem Grübeln dazu entschlossen, der unsicheren Zukunft mit Trump’scher Unbekümmertheit entgegenzublicken. Denn die hat durchaus auch ihr Gutes: Selbst wenn sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sollten, in der postfaktischen Trump-Ära brauchen wir längst nicht alles zu glauben, was stimmt.

 

Hubert Schaller unterrichtet Deutsch und Philosophie am Kollegium St. Michael. Er ist unter anderem Autor der Gedichtbände «Trommelfellschläge» (1986), «Drùm» (2005) und «Federleicht» (2016). Er ist Mitglied einer FN-Autoren-Gruppe, die im Monatsrhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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