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Ideenbörse

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

 

D

as Ganze kommt mir seltsam vor: Ein Lieferwagen eines lokalen Mietautounternehmens fährt auf uns zu, als wir auf dem Parkplatz der Magdalena-Einsiedelei in Düdingen aus dem Auto steigen und den Fussweg zur Einsiedelei in Angriff nehmen. Ich runzle die Stirn. Dort, wo der Lieferwagen herkommt, gibt’s nichts anderes als die Einsiedelei. Es ist eine Sackgasse. Die Schranke, die den Fussweg für Fahrzeuge normalerweise sperrt, ist demontiert. Als der Lieferwagen sie passiert hat, hält er an, einer der beiden Männer steigt aus und befestigt sie wieder. Dann grüsst er uns in gebrochenem Deutsch, ehe er davonbraust. Weil mir die Situation irgendwie verdächtig vorkommt, merke ich mir das Nummernschild – nur für alle Fälle. Denn was um alles in der Welt haben die beiden Männer in der Einsiedelei gemacht? Haben Sie etwa irgendetwas demontiert, eingeladen und mitgenommen? Den Altar vielleicht? Ich spinne das Szenario weiter: Was, wenn wir bei der Einsiedelei angekommen feststellen müssen, dass tatsächlich Dinge entwendet wurden? Ich würde die Polizei rufen, ihnen unsere Beobach­tungen und die Nummer des Fahrzeugs mitteilen. Die beiden würden vermutlich festgenommen und verurteilt. Doch halt: Vielleicht waren sie ebenfalls vorsichtig und haben sich im Vorbeifahren das Nummernschild meines Autos gemerkt. Was, wenn sie Jahre später wieder aus dem Knast kommen?

 

Ich werde häufig gefragt, woher ich die Ideen für meine Bücher nehme. Es sind solche Alltagssituationen, kleine Beob­achtungen, für deren Fortsetzung und Interpretation ich meiner Phantasie freien Lauf lasse. Das oben beschriebene Szenario wäre eine interessante Vorlage für einen rasanten Rache-Thriller.

Ein anderes Beispiel: Als ich kürzlich nach Mitternacht einen Kollegen nach Hause brachte, begegneten wir einer alten Frau, die mit ihrem Rolla­tor am Strassenrand spazieren ging. Ich lud meinen Kollegen wenige Hundert Meter entfernt ab, fuhr zurück und hielt dabei Ausschau nach der Frau, die bei ihrem Tempo eigentlich noch nicht weit hatte kommen können. Doch sie war verschwunden! Sofort regte sich meine Phantasie und entwarf das Szenario für folgende Geschichte: Eine Gruppe angetrunkener Jugendlicher fährt zur selben Zeit durch diese Gegend, erblickt die Frau (die vielleicht einfach nicht schlafen konnte und deshalb noch einen Nachtspaziergang macht) und wundert sich darüber. Der Fahrer stellt die Vermutung an, sie könnte ein Geist sein, worauf der Beifahrer lachend meint: «Fahr doch mal durch sie hindurch, dann merkst du schon, ob sie ein Geist ist oder nicht.» Der Lenker tut, wie ihm geheissen, fährt die Frau zu Tode und begeht auch noch Fahrerflucht. Da der Mörder nie gefasst wurde, kommt ihre Seele seit dem schrecklichen Unfall nicht zur Ruhe, und ihr Geist geht Nacht für Nacht mit ihrem Rollator um halb eins in der Früh spazieren, um vielleicht eines Tages ihren Mörder zu finden …

Manchmal inspirieren mich aber auch bestehende Bücher oder Filme: Die Idee zu meinem letzten historischen Roman «Tell – Mann. Held. Legende» entstand, nachdem ich mir die Fernsehserie Spartacus angeschaut hatte. Diese zeigt die unbekannte Vorgeschichte des Sklaven Spartacus, was mich auf die Idee brachte, dasselbe bei unserem Volkshelden zu tun: seine Vorgeschichte zu erfinden.

Die beiden eingangs erwähnten Männer mit ihrem Lieferwagen haben übrigens nichts aus der Einsiedelei entwendet. Als wir dort ankamen, war ein Dutzend Touristen dort, und selbst der Altar stand noch an Ort und Stelle …

 

Thomas Vaucher ist Autor, Musiker, Schauspieler und Lehrer. Der 36-Jährige ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und lebt in Giffers. Er ist Mitglied einer FN-Autoren-Gruppe, die im Monatsrhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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