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Einladung auf malisch

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Für Sira, Ibrahim und Roseline

 

 

Abmachung: Essen am Samstag um zwölf Uhr, auf Wunsch der malischen Gäste. Per Mail den Termin nochmals bestätigt. Um pünktliches Erscheinen gebeten, weil der Legationsrat der deutschen Botschaft schon im Voraus schriftlich mitgeteilt hatte, dass er nicht lange bleiben könne.

 

«Um 15 Uhr steht Fussball auf dem Programm. Wegen einiger auf Heimaturlaub weilender oder auch wegen verletzter Spieler ist meine Mannschaft dezimiert und also dringend auf meine Anwesenheit angewiesen, sonst kann sie gar nicht antreten. Ich bitte um Verständnis.» Na klar, wer würde in einer solchen Situation auf die treibende bayerische Kraft im Mittelfeld verzichten!

Der Legationsrat und seine Freundin kamen dann mit fünfzehn Minuten Verspätung – akademische Viertelstunde, unterwegs telefonisch angekündigt. Also okay.

So gegen 13 Uhr bewegte sich der deutsche Legationsrat unruhig auf dem Sofa hin und her. Dann räusperte er sich und sprach langsam und leise: «Tja, liebe Freunde und Gastgeber, ehrlich gesagt, mir knurrt der Magen. Ich habe nicht gefrühstückt, wohlwissentlich, wegen der Einladung am Mittag. Ich möchte nicht unhöflich sein, aber wäre es möglich, dass wir uns an den Tisch setzen und schon mal mit der Vorspeise beginnen?»

Der erste malische Gast, der Direktor des deutsch-malischen Kulturzentrums, traf um halb zwei ein, strahlend: «Da bin ich. Ende gut, alles gut.» Der zweite klopfte dann – pünktlich für sein Selbstverständnis – um halb drei Uhr an die Haustür, gerade als die Deutschen schon ans Aufbrechen dachten. Er sagte, als ich ihn, den Uni-Professor für Germanistik, fragte, ob er denn nicht lesen könne: «Ja, da muss ich mich wohl verlesen haben.»

Verlesen, verschrieben, verhört!

Als Koch eine echte Herausforderung. Ich habe das Menü dreimal serviert, gleichzeitig die Suppe und das Dessert. Und Ragout mit Rotwein für die Europäer und ohne Alkohol für die muslimischen Malier. Der Uni-Professor schaffte die drei Gänge in einer knappen halben Stunde und nahm von der Hauptspeise gleich zweimal. Er hatte Glück, seine Kollegen hatten sich seiner erbarmt und nicht allzu viel gegessen. Das Leben bestraft oft die Pünktlichen, leider.

Am Schluss wird jeweils eine Rede gehalten. Der älteste der Malier, so will es die Regel, «demanda la route», wie man hier sagt, das heisst, er bittet den Gastgeber, gehen zu dürfen. Aber der Direktor des Kulturzentrums bat explizit um die ­«demi-­route». Das bedeutet, dass es den Gästen bei uns so gut gefallen hat, dass sie jetzt nur den halben Weg auf sich nehmen, in der Hoffnung, wieder eingeladen zu werden.

Na ja, das ehrt mich. Aber das nächste Mal ohne mich als Koch!

 

Bernard Waeber ist zweisprachiger Stadtfreiburger. Studium der Germanistik und Romanistik in Freiburg und Berlin. Dann Mittelschullehrer. Es zog ihn in die Ferne. Als Rucksacktourist unterwegs in Amerika, als freiwilliger Lehrer in Ghana, als Praktikant bei der NGO Swisscontact in Indoniesen. «Die Welt ist dein Zuhause», pflegte der verstorbene Freund und Förderer Hermann Bürgy zu sagen. Seit fast fünfundzwanzig Jahren ist Bernard Waeber Begleitperson. Seine Ehefrau ist als Diplomatin für die DEZA (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit) tätig. Längere Aufenthalte in Nicaragua, Peru, Serbien und Mali. Bernard Waeber übt Mandate im Erziehungsbereich aus. Ausserdem ist er der Koch des Hauses. Manchmal bleibt ihm noch etwas Zeit zum Schreiben. Von seinen Erlebnissen und Erfahrungen hier und anderswo handelt sein Blog auf www.freiburger-nachrichten.ch. Dort veröffentlicht Bernard Waeber bis Weihnachten täglich eine neue Episode.

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