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Wie Bäuerinnen Krisen meistern

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Mein Mann kam nie mehr nach Hause. Ein Polizist brachte mir seine Brille, sein Natel, sein Portemonnaie. Und ich war alleine mit meiner Trauer, den vier Kindern, meiner Arbeit als Lehrerin und unserem Bauernbetrieb.» So erzählte gestern eine Frau am zweiten Tag der Freiburger Bäuerin am landwirtschaftlichen Institut in Grangeneuve, der den Titel trug «Bäuerin sein – Seiltanz zwischen Erfüllung und Überforderung.» Der Erfahrungsaustausch sollte Lösungen aufzeigen, wie Betroffene aus schwierigen Situationen herausfinden können.

Die Landwirtin berichtete weiter, wie ihr Mann beim Holzfällen ums Leben kam, und wie sie danach die administrativen und finanziellen Angelegenheiten regeln und ihr gesamtes Leben neu organisieren musste. Sie sei glücklicherweise geistesgegenwärtig genug gewesen und habe gewisse Einnahmen auf ihr Konto umgeleitet, bevor die gemeinsamen Konti gesperrt wurden und ihr die Mittel ausgegangen wären. «Ich musste von einem Büro ins nächste und beweisen, dass ich nicht zum Nachteil meiner Kinder handeln wollte», erzählte sie.

Notfallstruktur erwünscht

Die Frau konnte auf einen langjährigen Angestellten zählen, der den Hof weiterführte. Mit ihm hat sie nun eine Gesellschaft gegründet, sie leiten den Betrieb gemeinsam und der Sohn der Frau könnte allenfalls später einsteigen. Sie habe während der schwierigen Zeit ungeahnte Kräfte entwickeln und stets auf ihre Familie und Freunde zählen können, berichtete die Bäuerin. «Alleine hätte ich es nie geschafft.»

Was sich die Frau jedoch gewünscht hätte, war eine Help-Line, welche sie in den ersten Wochen nach dem Unfall ihres Mannes hätte anrufen können. Oft habe sie nicht gewusst, was sie als nächstes machen musste, welche Aufgabe am dringendsten war. «Fälle wie meine sind zum Glück selten», sagte sie. Aber trotzdem fehle eine Notfallstruktur in der Landwirtschaft (siehe Kasten).

Wichtige Stimme

Zwei weitere Landwirtinnen berichteten von Ausnahmesituationen, die sie erlebt hatten: Eine Landwirtin sprach über Depressionen, die sie nach der Geburt des zweiten Kindes durchlitt. Lange habe sie sich nicht getraut, darüber zu reden, weil sie sich selbst als schwach einstufte. Nach verschiedensten misslungenen Arztbesuchen und Therapien habe sie einen Psychiater gefunden, der ihr habe helfen können, und langsam habe sie den Weg hinaus aus der heimtückischen Krankheit gefunden.

Eine dritte Bäuerin berichtete davon, wie ihr Mann gesundheitliche Probleme erlitt und sie in der Folge den ganzen Hof umstellen mussten. Viele Arbeiten, wie etwa die Herstellung von Alpkäse, konnte er nicht mehr bewältigen. Für sie selbst hatte es zur Folge, dass sie ihre Arbeit ausserhalb des Bauernbetriebes aufgeben musste. Heute trägt die Frau die Hauptverantwortung für den Hof mithilfe ihres Sohnes; ihr Mann ist pensioniert.

Die Frau besuchte damals eine Weiterbildung des landwirtschaftlichen Instituts Grangeneuve, in der sie sich mit anderen Landwirtinnen und Landwirten austauschen und andere Betriebe besichtigen konnte. «Das hat mir sehr geholfen», sagte sie. Sie rief die Landwirtinnen dazu auf, sich Gehör und Platz zu verschaffen. «Oft werden wir noch nicht akzeptiert. Ich führe den Hof und es kommt immer wieder vor, dass jemand nach dem Patron fragt. Aber unsere Stimme ist genau so wichtig.»

Hilfe

Bessere Informationen und mehr Strukturen erwünscht

Nachdem Freiburger Bäuerinnen von Schicksalsschlägen berichtet hatten (siehe Haupttext), diskutierten die Teilnehmerinnen am Tag der Freiburger Bäuerin über Hilfsmittel, die in Ausnahmesituationen helfen könnten.

In einem dieser Workshops stellte die Leiterin Irène Lüthi ein erstes Hilfsmittel vor: Eine Notfallcheckliste, die Bauernpaare ausfüllen sollten, bevor etwas passiert. Sie enthält Punkte wie Codes für Computerprogramme, Aufbewahrungsorte von Formularen oder Angaben zu Verträgen. Verschiedene Betroffene hielten fest, dass sie vor einer Ausnahmesituation, die sie erlebt hatten, ungenügend informiert gewesen waren über Versicherungen und andere administrative Belange. Sie wünschten sich zudem eine zentrale Stelle, bei der man in solchen Situationen anrufen könnte.

Organisiert wurde der zweite Tag der Freiburger Bäuerin vom Bildungszentrum für Hauswirtschaft, Milch- und Lebensmitteltechnologie am landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve. Der Tag fand vor zwei Jahren erstmals statt, zum 50-Jahr-Jubiläum der hauswirtschaftlichen Beratung und Weiterbildung für Bäuerinnen.

mir

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