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Missbrauchsopfer schreibt Enthüllungsbuch

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«Mon Père, je vous pardonne» (Mein Pater, ich verzeihe Ihnen) lautet der Titel des Buches von Daniel Pittet. Der engagierte Katholik beschreibt darin, wie er als neunjähriger Ministrant in Freiburg erstmals vom Kapuzinerpater J. A. zu sexuellen Handlungen genötigt wurde, wie die Zeitungen «La Liberté», «Blick» und «Le Matin» gestern übereinstimmend berichteten. Die Übergriffe fanden in den Jahren 1968 bis 1972 statt.

Pittet, der 2015 unter dem Titel «Lieben heisst alles geben» Glaubenszeugnisse von Schweizer Ordensleuten herausgegeben hatte, möchte mit seinem jüngsten Buch andere Missbrauchsopfer ermutigen, «aus der Deckung zu kommen», sagte er gegenüber dem Blick. Darin bestärkt, seine Erfahrungen zu veröffentlichen, habe ihn Papst Franziskus. Bei einer persönlichen Begegnung mit dem Pontifex habe er das Buchprojekt erwähnt. «Er fand die Idee grossartig.» In seinem Vorwort schreibt der Papst nun: «Sein Martyrium hat mich tief bewegt. Ich bin glücklich, dass andere sein Zeugnis vernehmen und es ihnen die Augen dafür öffnet, wie gewaltig das Böse ins Herz eines Kirchendieners eindringen kann.» Das Leiden der Opfer liege ihm und der Kirche auf dem Gewissen. «Ich bitte um Vergebung. Wir müssen gegenüber solchen Priestern grosse Strenge walten lassen.» Der Papst hebt besonders hervor, dass Pittet auf seinen Peiniger zugegangen sei und ihm vergeben habe. Dies könne Pädophilen helfen, «sich der schrecklichen Folgen ihres Tuns bewusst zu werden».

«Priester und Schweinehund»

In einer Ausstrahlung des Pariser Fernsehens Le Parisien TV erzählt Pittet, wie J. A. einst zu Maria Himmelfahrt gepredigt habe. Pittet sah, dass die Worte die Menschen berührten. «Ich erkannte, dass er sicherlich ein guter Priester war. Es gab den Priester und den Schweinehund. Da sagte ich mir: Er ist ein Schwerkranker. Ich muss ihm verzeihen», sagte sich Pittet bereits als 11-Jähriger. «Darüber sprechen konnte ich damals nicht, und selbst wenn ich darüber gesprochen hätte – ich wusste, dass man mir nicht geglaubt hätte», so Pittet. Er wollte den Täter im Buch zu Wort kommen lassen, womit dieser einverstanden gewesen sei. Als er ihn dann aber gesehen habe, war er überrascht, wie klein, schwach und alt der Kapuziner geworden war. Für Pittet war klar, dass er mit diesem Mann die Missbrauchsgeschichte nicht aufgreifen konnte.

Die Kapuziner und das Bistum Lausanne, Freiburg, Genf bedauern die Fehler zutiefst, welche begangen wurden. «Die Kapuziner stehen zu den Anschuldigungen, dass durch die damals übliche Praxis im Umgang mit Tätern von sexuellen Übergriffen weitere Übergriffe erst möglich wurden», heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung der Schweizer Kapuziner-Provinz, der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und des Bistums. «Um den Ruf der Kirche oder des Ordens zu schonen, versuchte man damals allein durch interne Regelungen wie Versetzung oder Berufsverbot das Problem zu lösen.»

Die Kapuziner wollen nun durch eine unabhängige juristische Instanz «gründlich abklären lassen», wie weit sich durch die Publikation neue Verdachtsfälle ergeben und ob weitere Opfer gefunden werden. «Wir haben aus den bitteren Ereignissen Lehren gezogen, und es wurden verschiedene Vorkehrungen getroffen, um Solches in Zukunft zu vermeiden.»

Täter dreimal vor Gericht

Auch Bischof Charles Morerod lässt anlässlich der Erscheinung des Buches untersuchen, ob weitere Personen des Bistums beteiligt sein könnten.

Laut Mitteilung der SBK ist der Täter J. A. dreimal vor Gericht gestanden: 1995 wurde eine erste Anklage erhoben, auf die aber infolge Verjährung der Fälle nicht weiter eingegangen werden konnte.

2008 kam es zu einer weiteren gerichtlichen Voruntersuchung, dabei wurden 22 Opfer identifiziert, die Fälle waren aber ebenfalls verjährt. J. A. habe während dieser Untersuchungen zwei weitere Opfer genannt, die zwischen 1992 und 1995 in Frankreich missbraucht worden seien. Das Dossier sei daraufhin an die Staatsanwaltschaft von Gre­noble (F) weitergeleitet worden. 2012 wurde J. A. in Grenoble zu einer Haft von zwei Jahren bedingt schuldig gesprochen.

SBK und Kapuziner rufen allfällige weitere Opfer dazu auf, sich zu melden. Selbst wenn die Fälle nach staatlichem Recht verjährt seien, könnten sie in einer kirchenrechtlichen Untersuchung überprüft werden. Für verjährte Fälle gibt es einen Genugtuungsfonds. SBK und Kapuziner hoffen, «dass das Buch von Daniel Pittet weiteren Opfern den notwendigen Mut schenkt, um ihre Geschichte anvertrauen zu können und so weitere Übergriffe zu verhindern».

Daniel Pittet arbeitet in Freiburg als Universitäts-Bibliothekar und ist sechsfacher Vater. J. A lebt in einem Kapuzinerkloster in der Deutschschweiz.

kath.ch/mir

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