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«Italien wurde vernichtet»

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Italien leckt die Wunden. Das 0:1 gegen Spanien kam einem Offenbarungseid gleich. Nun droht das Vorrunden-Aus. Oder ein Achtelfinalduell mit der Schweiz. Apokalyptisch das eine, beunruhigend das andere Szenario.

Paola Ferrari ist eine Ikone des italienischen Sportjournalismus. Nach mehreren Operationen, welche vom Boulevard genüsslich und eng begleitet wurden, sieht sie noch fast so jung aus wie damals vor über 30 Jahren, als sie für die Rai die ersten Fussball-Formate moderierte. 65 Jahre jung ist sie heute. Sie war immer mehr als nur Staffage. Sie kommentiert bissig, analysiert scharfzüngig. Ihr Wort hat Gewicht.

Und so war man gespannt, was sie zu sagen hatte in der Sendung «Notti europee», zu später Stunde, nach der Niederlage gegen Spanien, die aus italienischer Sicht so viel debakulöser war, als es das knappe Resultat suggerierte. Das Schussverhältnis von 20:4 zugunsten der Spanier spiegelte das Geschehen auf dem Platz besser als das Resultat von 1:0. Also sagte «La Ferrari»: «Ich mag mich nicht erinnern, dass wir jemals so unterlegen waren wie heute.»

Bumm, das sass. Der Auftritt der Italiener in diesem zweiten EM-Spiel wird von langjährigen Beobachtern rundum ganz unten eingestuft. In diese Gilde reihte sich auch Leonardo Bonucci ein. Vor drei Jahren war er als Abwehrchef einer der Hauptverantwortlichen für den überraschenden EM-Titelgewinn der Azzurri. Vor wenigen Tagen beendete er seine Karriere, und am Donnerstag war er der Rai-Elefantenrunde mit diversen Ex-Weltmeistern und -Nationalspielern zugeschaltet. Auch er könne «höchstens den 0:4 verlorenen EM-Final 2012 gegen Spanien als ähnlich schwach» bezeichnen, sagte er.

Eine Zeitung schreibt: «Italien wurde vernichtet»

Die Einschätzung und der Vergleich einzelner Spiele mag schwierig sein, zumal in einer jahrzehntelangen Zeitspanne. Aber der Auftritt gegen Spanien lässt Fussball-Italien ratlos zurück. Waren die Spanier einfach so gut? Sie haben ja schliesslich auch Kroatien klar geschlagen. Oder waren diese 90 Minuten Dokument dafür, dass der Calcio den Anschluss verloren hat? Mit der zweiten Frage wird mal wieder das ganz grosse Bild verhandelt. Apokalyptische Zustände im Belpaese. Oder wie der Turiner «Tuttosport» in seiner Ausgabe vom Freitag schrieb: «Italien wurde vernichtet.»

In Gelsenkirchen («Tschelsenghirtschen», allein schon dieser Name ist für die Italiener eine Zumutung) prallten Gegensätze, Welten, verschiedene Philosophien aufeinander. Und da geht es nicht nur um den spanischen Tiqui-taca hier und um italienische, taktische Defensivschlaumeierei dort. Es geht vor allem um den Umgang mit der Jugend. Spanien griff mit zwei Flügeln an, Lamine Yamal und Nicolas Williams, die 16 respektive 21 Jahre alt sind. Unterstützt wurden sie von Pedri, dem vielleicht besten Spieler auf dem Platz, ebenfalls 21-jährig.

Die Spanier geben solchen Talenten Raum zur Entfaltung. Auch in den Grossklubs. Pedri und Yamal etwa sind Stammspieler beim FC Barcelona. Williams stürmt für den Cupsieger Athletic Bilbao. Und die Italiener? Überaltert ist ihr Team dieses Mal nicht. Auch nicht die Offensive. Aber man wird das Gefühl nicht los, dass Trainer Luciano Spalletti für sein Kader nehmen muss, was irgendwo irgendwie verfügbar ist. Wer bei einem Spitzenklub regelmässig spielt und einen italienischen Pass hat, der gehört fast automatisch zum Nationalteam.

Wie der schon 31-jährige Roma-Spieler Stephan El Shaarawy. Oder Mateo Retegui, den sie vor einem Jahr in der argentinischen Liga ausgruben. Dank dem Grossvater hat er einen italienischen Pass. Mittlerweile ist der 25-jährige Mittelstürmer Stammspieler beim Serie-A-Mittelfeldklub Genoa. Das reichte schon für ein Aufgebot für die EM. Denn die Wahrheit sieht so aus: Zu den ersten zehn der Torschützenliste der Serie A gehören Spieler aus der Türkei, Island, Nigeria, Serbien, Kolumbien oder den USA. Aber kein Italiener.

Italien zittert vor Kroatien – und vor der Schweiz

Auch deshalb zittert Italien nun also vor einem Scheitern in der Vorrunde. Ein Unentschieden reicht am Montag in Leipzig gegen Kroatien fürs Weiterkommen. Doch was, wenn es gegen Luka Modric & Co., vor anderthalb Jahren immerhin WM-Dritter, schlecht ausgeht? Dann könnte sogar Albanien an Italien vorbeiziehen und den vierfachen Weltmeister auf den letzten Platz verweisen. Schliesslich spielen die Albaner gegen Spanien, das vielleicht nicht mehr alles gibt, weil es bereits als Gruppensieger feststeht.

Der Rechenschieber und die Verschwörungstheorien liegen bereit. Ihrer bedienen sie sich in Italien besonders gern. Doch allen düsteren Gedanken zum Trotz schauen sie doch auch schon auf die Achtelfinals. Als Gruppenzweiter käme es womöglich zum Duell gegen die Schweiz. Lieber nicht, ist zu hören. Denn die Schweizer, die fürchten sie in Italien seit dem schmachvollen Ausscheiden in der letzten WM-Qualifikation. Diese Wunde brennt noch immer in der italienischen Fussballseele. Sie könnte in Deutschland wieder weit aufgerissen werden – sofern sich Italien überhaupt ins Duell mit dem kleinen Nachbarn im Norden rettet.

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