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«Pädophilie gibts überall – es ist eine Realität»

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Rund 50 Personen kamen am Samstag auf dem Georges-Python-Platz zusammen. Sie folgten dem Aufruf der Protestbewegung Weisser Marsch, welche gegen Pädophilie kämpft. Und sie forderten nach den Enthüllungen des Freiburger Missbrauchsopfers Daniel Pittet griffige Massnahmen. Unterstützt wurde die Kundgebung von Charles Morerod, Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, sowie von Jean-Marie Lovey, Bischof von Sitten.

Anlass war das kürzlich erschienene Buch des Freiburgers Daniel Pittet, welcher als Junge während vier Jahren von einem Kapuziner-Priester sexuell missbraucht worden war (die FN berichteten). «Als ich am Freitag die Details seiner Erlebnisse gelesen habe, habe ich den ganzen Morgen geweint», sagte die Präsidentin von Weisser Marsch, Christine Bussat (SVP, VD). Pittet würde Dinge beschreiben, die man nicht mal unter Erwachsenen mache. «Seit einer Woche revoltiert diese Geschichte die Menschen. Ein Kirchenmann, der so viele Kinder missbraucht hat und deswegen noch keinen Tag im Gefängnis sass! Das geht so nicht mehr.» Deshalb habe sie kurz entschlossen zur Kundgebung aufgerufen. Das Wichtigste sei, dass sich die Opfer, welche sich noch nicht gemeldet hätten, dies nun tun würden. Denn nur so bestehe eine Chance, dass der Täter noch verurteilt werden könnte. Der heute 76-jährige pädophile Ordensbruder lebt nach wie vor unbehelligt in einem Kloster. Viele Opfer wüssten gar nicht, dass seit 2008 Sexualdelikte an Kindern unter zwölf Jahren unverjährbar seien, vorausgesetzt, die letzte Tat war am 30. November 2008 noch nicht verjährt.

Dominique Rimaz, Pfarrer der St.-Niklaus-Kathedrale, bekundete am Samstag mit seiner Anwesenheit sein Mitgefühl für die Opfer. «Ich verstehe nicht, wie der Täter so lange sein Unwesen treiben konnte, ohne gestoppt zu werden», sagte er gegenüber den FN. «Das ist monströs, das empört mich zutiefst.» Die katholische Kirche habe das Problem aber anerkannt, meinte er weiter. «Die Kirche hat kein Recht, sich angegriffen zu fühlen, es sind die Opfer, die angegriffen wurden.»

Rechtzeitig handeln

Die Anwesenden auf dem ­Georges-Python-Platz waren sich zudem einig darin, dass die Politik die nötigen Massnahmen ergreifen muss, um Pädophile zu stoppen. «Das Versteckspiel muss ein Ende haben», sagte Nicolas Pittet, Bruder des Missbrauchsopfers. «Pädophile gibt es überall. Sie ist eine Realität. Wir sollten wie in Kanada Zentren für Pädophile einrichten, wo diese Hilfe bekommen, bevor sie zur Tat schreiten.» Es genüge nicht, sie einfach wegzusperren. Es gebe Studien, die belegten, dass 80 Prozent der Täter als Kinder selber missbraucht worden seien. «Wer weiss, warum sich im Fall des Kapuziners noch nicht alle Opfer gemeldet haben, vielleicht sind sie längst Täter.»

Die Demonstranten forderten sodann die Anerkennung der Opfer von allen betroffenen Autoritäten, dass die Täter konsequent der Justiz zugeführt werden und Pädophile endlich nicht mehr in Berufen mit Kindern arbeiten dürfen.

Schweigen brechen

Viele wollten am Samstag einfach an die Öffentlichkeit treten. «Pädophilie ist immer noch ein riesen Tabu.» Ein Mann, der selber missbraucht worden war, erklärte: «Man muss die Missstände aufdecken und das Schweigen brechen. Im Dorf, in welchem ich missbraucht wurde, habe viele Kinder das Gleiche erlebt wie ich. Es ist wichtig, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.»

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