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Freiburger Fasnachten sind mehr als bloss ein Abklatsch der Basler Fasnacht

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In den Augen eines Basler Bebbis ist die Basler Fasnacht die einzig Wahre. Und seit der Bund die Basler Fasnacht für die Liste des immateriellen Kulturerbes der Unes­co vorgeschlagen hat – über die Aufnahme entscheidet ein Komitee im November 2017 –, fühlen sich die Bewohner am Rheinknie in ihrer Weltsicht bestätigt. Die Luzerner wiederum sind empört über die Entscheidung des Bundes: «Die Basler Fasnacht ist zwar älter, aber unsere ist natürlich viel, viel besser», heisst es dort. Und was lernen die Fasnachtsveranstaltungen im Kanton Freiburg daraus? Welcher Stellenwert kommt ihnen zu? Sind sie überhaupt echt oder einfach nur ein Abklatsch anderer viel älterer und grösserer Fasnachtstraditionen?

Die Antwort der Ethnologin Isabelle Raboud-Schüle lautet: «Nein, sie sind kein Abklatsch.» Die Direktorin des Greyerzer Museums in Bulle muss es wissen. Denn sie hat im Auftrag des Kantons das Inventar der 70 lebendigen Traditionen Freiburgs zusammengestellt. Darunter figuriert auch die Murtner Fastnacht. Mit dem Inventar arbeitete der Kanton dem Bund zu, welcher sich mit der Ratifizierung des Unesco-Übereinkommens 2008 dazu verpflichtet hat, das immaterielle Kulturerbe der Schweiz zu bewahren.

Altbekanntes neu inszeniert

Gemäss Raboud sind viele Fasnachten in den 1970er-Jahren entstanden, weil die Leute mobiler wurden und gewisse Gebiete wegen der Mechanisierung in der Landwirtschaft unter einer starken Auswanderung litten. Auf der Suche nach Identität seien darum bereits existierende Traditionen «neu inszeniert» worden, wie sie es ausdrückt. «Neue Fasnachten entstanden zuerst in katholischen Orten wie Sitten und dann in reformierten Regionen wie Bern.» Zudem habe die Guggenmusik zur Animation anderer Fasnachten beigetragen. «Die Musik ist beliebt, und die Gruppen reisen gerne.»

Die Bolzenfasnacht in der Freiburger Unterstadt wurde 1968 gegründet. Im Unterschied zur Murtner Fastnacht steht sie aber nicht auf der Liste der 70 lebendigen Traditionen Freiburgs. Diesen Umstand erklärt Isabelle Raboud damit, dass die aufgeführten Traditionen jeweils exemplarisch seien für einen Brauch, der an vielen Orten gepflegt wird. Zusammen mit anderen Traditionen bildeten sie ein Kaleidoskop des immateriellen Kulturerbes der Schweiz.

Dennoch: Ist die Bolzenfasnacht jetzt eine Tradition oder nicht? Das käme darauf an, wie man Tradition definiere, erklärt Raboud. «Für den Einzelnen hat Tradition, was seit seiner Kindheit stattfindet. Für die Liste der gelebten Traditionen gehen wir von einem Zeitraum von über vierzig Jahren aus. Sprich, ein Brauch muss über zwei Generationen übergeben worden sein.» Das trifft auf die Murtner Fastnacht zu, die es in der heutigen Form seit 1950 gibt. Die Plaffeier Fasnacht erfüllt dieses Kriterium indes nicht: Sie wurde Mitte der 1990er-Jahre, also erst vor 20 Jahren gegründet. Die Bolzenfasnacht hingegen ist nah dran. Laut Isabelle Raboud soll sie im kommenden Jahr, zu ihrem 50-jährigen Bestehen, auf die kantonale Liste der gelebten Traditionen kommen.

Traditionen sind nicht statisch

Verschiedene Fasnachten im Kanton Freiburg sind also definitionsgemäss Tradition. Und weil das auch oft so gefühlt wird, beklagen Fasnachtsliebhaber zuweilen, die Fasnacht sei nicht mehr, was sie früher einmal war. Organisiertes Fröhlichsein, Saufen und billige Kostüme aus China hätten den Charakter des Anlasses verändert. Diesen Eindruck erklärt Isabelle Raboud damit, dass mit der Zunahme der Mobilität ein Fasnachtstourismus und mit ihm ein Fasnachtsmarkt entstanden sei. «Wir haben heute Beziehungen zu vielen Orten. Wir gehen dort an die Fasnacht, wo wir aufgewachsen sind, dorthin, wo wir jetzt leben, und reisen zu einer attraktiven grossen Fasnacht irgendwo in Europa.» Diese Bewegung führe dazu, dass es schwieriger werde, stabile Gruppen zusammenzubekommen, die a priori mitmachten, oder Freiwillige zu finden.

Die Gesetzmässigkeiten des Marktes würden auch dazu führen, dass die Fasnacht heute eher gefällig als rebellisch sei, so Raboud. «Es geht weniger um eine Umkehr der Machtverhältnisse; man will nicht mehr wüst tun und sein.» Das drücke sich auch in der Wahl der Kostüme aus. Diese Veränderungen würden sich mit der Fasnacht aber gut vertragen, weil sie anpassungsfähig sei. Deshalb habe sie als lebendige Tradition überhaupt Bestand. «Es gibt keine Fasnacht, bei der man sagt: Ach, da sind ja nur noch alte Leute dabei!», lacht Raboud. Dennoch sorgt sich die Ethnologin ein wenig um die Zukunft der Fasnacht. «Die Sicherheit ist enorm wichtig geworden. Umzüge müssen geschützt werden, immer mehr Leute arbeiten dafür, und das zieht immer mehr Kosten nach sich. Es besteht die Gefahr, dass die Fasnacht zu einem Spektakel wird, dem das Wilde verloren geht.»

In diesem Sinne entgegnet Raboud all jenen Bourgeois, die der Fasnacht verächtlich den Rücken zuwenden: «Fasnacht muss ärgern, sonst wäre sie ja ein Trachtenfest.»

Programm

Fasnacht Freiburg

Die Freiburger Bolzenfasnacht findet vom 25. bis zum 28. Februar statt. Unter dem Motto «On en remet une couche! Wir legen nochmal nach!» laden von Samstag bis Dienstag Restaurants, Bars, Keller und das grosse Zelt auf dem Klein-St.-Johann-Platz zum Feiern ein. Am Samstag dauert das Fest neu bis 4 Uhr, am Dienstag ebenfalls. Am Samstag werden um 18 Uhr auf dem Klein-St.-Johann-Platz die Schlüssel übergeben, danach folgt der Guggenmusikumzug – neu von zehn grossen Laternen begleitet. Am Sonntag findet um 9.45 Uhr bei der Balmengasse das Guggenkonzert statt. Um 14.39 Uhr beginnt der grosse Umzug mit rund 33 Gruppen und Wagen sowie 12 Guggen-Formationen neu bei der alten Eisbahn (Ancienne Patinoire). Um 16.30 Uhr wird der Rababou auf der Oberen Matte verbrannt. Der Kinderumzug startet am Dienstag um 14.39 Uhr neu bei der alten Eisbahn und endet auf der Oberen Matte. Um 16 Uhr wird der Rababou verbrannt, und die Kinder erhalten ein Zvieri. Ab 17.30 Uhr gibt es neu eine Kinderdisco beim Klein-St.-Johann-Platz. Während den Umzügen in der Unterstadt kommt es zu Verkehrseinschränkungen. Die städtische Buslinie 4 zirkuliert nur begrenzt.

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Programm

Fasnacht Plaffeien

«Z Plaffeie isch de Tüüfu loss!» heisst es vom 24. bis 26. Februar in Plaffeien. Am Freitag, den 24. Februar, um 16.04 Uhr steht der grosse und farbenfrohe Kinderumzug unter dem Motto «Z Plaffeie sy d Fabuwäse los!» auf dem Programm. Am Freitag- und am Samstagabend ab 20 Uhr gehen die Guggen in den Beizen Plaffeiens auf Tour. Ab 20.30 Uhr werden am Freitag zwischen den Auftritten der Guggenmusiken von verschiedenen Gruppen Schnitzelbänke vorgetragen. Im Hotel Alpenklub findet am Samstagabend um 23.30 Uhr die Maskenprämierung statt. Bei einer Polonaise der Maskierten bewertet die Jury die Kostüme und prämiert sie kurz vor Mitternacht. Nebst der einheimischen Guggenmusik Dütschbach-Schlorggeschlüüpfer sind in Plaffeien auch viele andere Guggen mit dabei: so etwa die Gögguschränzer Littau aus dem Kanton Luzern, die Väntilwörger Sins aus dem Kanton Aargau oder die Feer-Nola Saas-Fee aus dem Kanton Wallis. Der Sonntag beginnt um 10.30 Uhr mit einem Frühschoppenkonzert und Verpflegungsmöglichkeiten in der Schlorggehöhli. Um 14 Uhr startet dann der grosse Fasnachtsumzug durch das Dorf, der mit dem Monsterkonzert aller Guggen endet.

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Programm

Fastnacht Murten

Die Murtner Gassen- und Beizenfastnacht steigt auch dieses Jahr am ersten März-Wochenende; gefeiert wird also vom Samstag, 4., bis zum Montag, 6. März. Der Samstag beginnt mit dem Kinderball um 15.01 Uhr und dem Kinderumzug ab 16.31 Uhr. Um 20.01 Uhr werden die Fastnächler im Schloss empfangen. Danach wird um 20.53 Uhr beim Mittleren Brunnen das Narrenrecht proklamiert: Stadtvertreter übergeben dem Narrenvolk, vertreten durch das Prinzenpaar, für die nächsten drei Tage symbolisch den Schlüssel der Stadt.

Den Sonntag beginnen die Fastnächtler mit einem Apérokonzert beim Rathaus mit den Gastguggen. Der Höhepunkt ist der Umzug: Ab 15.03 Uhr ziehen Guggenmusiken, Wagengruppen, das Prinzenpaar und Vertreter der Fastnachtsgesellschaft Murten (FGM) durch das Stedtli. Reservierte Plätze für Rollstühle und gehbehinderte Personen finden sich in der Rathausgasse auf der Bühne bei der Französischen Kirche. Am Montagabend wird symbolisch der Füdlibürger für seine vielfältigen Sünden verurteilt und auf dem Kanonenmätteli verbrannt. Mit dem Monsterkonzert aller Guggen um Mitternacht endet die Fastnacht im Stedtli.

fca

 

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