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«Die Nepalesen haben viel zu erzählen»

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Von allen Parallelsektionen, die er 2012 bei seinem Amtsantritt geschaffen habe, sei die Sektion «Neues Territorium» die wertvollste, sagt Thierry Jobin, der künstlerische Leiter des Internationalen Filmfestivals Freiburg (Fiff). Die Sektion wirft einen Blick in Länder und Regionen, in denen sich ein Filmschaffen entwickelt, das vielversprechend, aber wenig bekannt ist. Damit trägt das Fiff dazu bei, dass diese Filme auch ausserhalb der Landesgrenzen Beachtung finden – nicht nur, indem es sie in Freiburg zeigt, sondern auch, indem es die Panoramen anschliessend an andere Festivals weitergibt. Und auch in dem jeweiligen Land selbst entstehe durch das Interesse des Fiff eine neue Aufmerksamkeit, sagt Jobin. Das sei auch dieses Mal in Nepal so gewesen: «Viele Vertreter der nepalesischen Filmbranche waren erstaunt, als ich mein Interesse kundtat. Sie konnten nicht glauben, dass ich Nepal eine ganze Sektion widmen wollte. Erst da wurde ihnen bewusst, dass ihr Kino wichtig ist.»

Eine schicksalhafte Begegnung

Ram Krishna Pokharel, der die Sektion im Auftrag von Thierry Jobin kuratiert hat, spricht gar von einem historischen Moment für das nepalesische Kino. Das Interesse des Fiff könne das Filmschaffen in seinem Land weiter voranbringen, sagt der Produzent und Manager. «Es freut mich, dass dies ausgerechnet in der Schweiz passiert, einem Land, dem sich viele Nepalesen nahe fühlen.»

Doch warum fiel die Wahl ausgerechnet auf Nepal? Es seien wie immer mehrere Funken gewesen, die die Initialzündung ausgemacht hätten, sagt Thierry Jobin. Filme, die in den letzten Jahren am Fiff und an anderen Festivals gelaufen seien, hätten ihn die Dynamik dieses Kinos spüren lassen. Dann kam es am Internationalen Filmfestival von Busan in Südkorea zu der schicksalhaften Begegnung von Thierry Jobin und Ram Krishna Pokharel. «Sein jungenhaftes Gesicht mit dem kindlichen Schalk in den Augen hat mich nicht mehr losgelassen», sagt Jobin über den nepalesischen Filmemacher, der inzwischen ein Freund geworden ist. Die beiden trafen sich an den Festivals von Berlin und Cannes wieder und entwickelten gemeinsam die Idee für die Nepal-Sektion.

Er arbeite für die Sektion «Neues Territorium» stets mit Leuten aus dem jeweiligen Land zusammen, die das dortige Filmschaffen in- und auswendig kennen, so Jobin. Ram Krishna Pokharel sei ihm in Kathmandu ein guter Führer gewesen, nicht nur, was das Kino angehe. «Das Land hat mich überwältigt, und es hat mich verändert – ich bin ruhiger geworden.» Nepal sei so viel mehr als Berge und Sherpas, und genau das zeige sich auch in den vielen Filmen, die dort entstünden. «Die Nepalesen haben unendlich viele Geschichten zu erzählen, über Kultur und Politik, Religion und Spiritualität.» Die Filmauswahl, die am Fiff zu sehen sei, widerlege die Nepal-Klischees, auch wenn einige Filme durchaus damit spielten.

Weg von Bollywood

Die knapp 20 Filme der Sektion reichen von 1977 bis 2016. Die Auswahl sei ihm trotz der grossen Vielfalt nicht schwergefallen, sagt Ram Krishna Pokharel. «Ich wollte die Entwicklung des nepalesischen Kinos aufzeigen und habe Filme gewählt, die in irgendeiner Weise Meilensteine waren: Kassenschlager zum Beispiel, international erfolgreiche Filme oder Debüts wichtiger Regisseure.» Sein Ziel sei gewesen, dass das Publikum Nepal, seine Kultur und seine Menschen durch das Kino besser kennenlerne.

Gerade in den letzten zwanzig Jahren habe sich das nepalesische Kino stark verändert, so Ram Krishna Pokharel. Früher sei es stark von Bollywood beeinflusst gewesen und habe dessen Stil systematisch kopiert. Inzwischen aber hätten die nepalesischen Filmemacher eine eigene Bildsprache und eine eigene Art des Erzählens entwickelt. Bollywood-Filme gebe es heute in Nepal kaum noch: «Sie wären auch nicht mehr erfolgreich; das Publikum hat genug davon und will die neuen Filme sehen.»

Das Filmfestival Freiburg geht morgen Samstag zu Ende. Mehrere Filme aus der Nepal-Sektion sind heute und morgen noch zu sehen. Ganzes Programm unter: www.fiff.ch.

Preis

Jungfilmer stellen sich einer nepalesischen Jury

Ram Krishna Pokharel und vier weitere in Freiburg anwesende Vertreter des nepalesischen Kinos haben am Filmfestival eine besondere Aufgabe: Zum ersten Mal vergibt das Fiff den mit 1000 Franken dotierten Preis «Passeport suisse», gestiftet von E-changer und Solidarisches Freiburg. Er richtet sich an die Schweizer Filmhochschulen, die je maximal 20 Minuten Kurzfilm ihrer Studierenden einschicken können. Diese Arbeiten werden von einer Jury beurteilt, die sich aus den Gästen der Sektion «Neues Territorium» zusammensetzt. «Wir wollten damit eine Möglichkeit schaffen, einen ausländischen Blick auf die Arbeit unseres Filmnachwuchses zu werfen», sagt Thierry Jobin. Der Preis wird wie die anderen Preise des Fiff morgen Abend verliehen.

cs

 

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