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Mehr Teams, mehr Spiele, mehr Sorgen

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Der 15. November 2009 ging als Sternstunde des Schweizer Fussball in die Geschichtsbücher ein: In Nigeria gewann das U17-Team den Weltmeistertitel. Auf ihrem Weg zum Triumph schlugen die Schweizer Deutschland mit Mario Götze, warfen die Brasilianer mit Neymar aus dem Wettbewerb und besiegten auch Italien, Kolumbien und Nigeria. 2011 gelang der goldenen Schweizer Generation um Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Ricardo Rodriguez bei der U21-EM noch Platz 2 – seither herrscht Flaute. Ob U19 oder U17, eine EM-Qualifikation ist dem Schweizer Nachwuchs seither nicht mehr gelungen. Auch das U20-Team war seit 2005 an keinem internationalen Grossereignis mehr dabei.

Mehr Teams, mehr Spiele, mehr Matchpraxis

Die technische Abteilung des Schweizer Fussballverbandes (SFV) hat diese Baisse zum Anlass genommen, um seine Nachwuchsförderung zu analysieren. Unter der Leitung von Laurent Prince kristallisierte sich dabei heraus, dass die Schweizer Auswahlen im Vergleich zu anderen Nationen ab der U18 stagnieren. Um bei der Talentförderung im weltweiten Wettbewerb nicht weiter in Rückstand zu geraten, hat der SFV ein Massnahmenpaket beschlossen. Dieses beinhaltet unter anderem die Einführung von Leistungszentren, die Forcierung der Frühförderung durch Projekte wie Footeco sowie Futuro und vereinsinterne Vorstösse.

Zum Aufschwung beim Schweizer Nachwuchs soll zudem eine Aufstockung der Ersten Liga (Promotion League und 1. Liga) beitragen. «Man hat festgestellt, dass die Winterpause bei den U21 zu lange ist und dass die Nachwuchstalente ganz allgemein zu wenig Spiele bestreiten», erklärt Romano Clavadetscher, Präsident des 1.-Liga-Komitees. «Zehn U21-Mannschaften spielen in der Ersten Liga. Sie würden bei einer Aufstockung künftig mehr Partien austragen, und die Nachwuchstalente könnten entsprechend mehr Matchpraxis sammeln.»

Konkret soll die Promotion League künftig 18 anstatt 16 Mannschaften umfassen. Und die 1. Liga, die heute aus drei 14er-Gruppen gebildet wird, soll neu nur noch aus zwei Gruppen à je 18 Teams bestehen (siehe Box).

100 000 Franken Mehrausgaben

Insbesondere die grossen Vereine der Super League wie Basel, Sion, Luzern, Thun, St. Gallen und die Berner Young Boys, deren U21-Teams der Ersten Liga angehören, haben grosses Interesse daran, dass ihrer Youngsters effizient gefördert werden und später den Sprung in die höchste Liga schaffen. Schliesslich lassen sie sich ihren Nachwuchs jedes Jahr einiges kosten.

Bei den kleinen Vereinen wie dem SC Düdingen oder dem FC Freiburg hält sich die Begeisterung für die geplante Modusänderung hingegen in Grenzen. «Mit dem neuen Modus hätten wir künftig 34 Spiele zu absolvieren, acht mehr als bisher und nur zwei weniger als in der Super League», sagt René Cavigelli, Sportchef des SCD. Weil keine zusätzlichen Wochenspiele geplant sind, würde sich die Saison für die 1.-Liga-Clubs um rund zwei Monate verlängern. «Für unsere Amateurspieler ist bereits heute der Aufwand mit Fussball und Arbeit sehr gross, und er würde weiter steigen.» Die Regeneration würde mehr Zeit beanspruchen, es würde ein grösseres Kader brauchen. «Finden wir überhaupt noch Spieler, die diesen Aufwand leisten wollen und können?», fragt Cavigelli.

«Die Änderung würde uns nicht nur aufwandtechnisch in eine andere Welt katapultieren, sondern auch wirtschaftlich», befürchtet Düdingens Sportchef. «Wir rechnen pro Saison mit Mehrausgaben von rund 100 000 Franken, für Transport, Physio, Spieler und so weiter.»

Finanzen als Knackpunkt

Die Regelung der Finanzen ist denn auch der eigentliche Knackpunkt, den es bei der geplanten Umstrukturierung zu lösen gilt. «Für einen Dorfverein wie den SC Düdingen, der nicht mit einem Super-League-Verein zusammenarbeitet, sind 100 000 Franken viel Geld», gibt René Cavigelli zu bedenken. «Viel bringen würde uns der neue Modus nicht.»

Vorteile verspricht sich der Sportchef vom neuen Modus kaum, da der SCD weiterhin in der Westschweizer Gruppe eingeteilt wäre und gegen die gleichen Gegner wie bis anhin spielen würde. «Hinzu kämen eventuell der FC Thun Berner Oberland II, Münsingen, ein Solothurner und ein Basler Team. Für einen grösseren Zuschaueraufmarsch auf dem Birchhölzli, und damit etwas Mehreinnahmen, würden aber höchstens die beiden Berner Vereine sorgen.»

Auch für Romano Clavadetscher, Präsident des 1.-Liga-Komitees, ist entscheidend, «wie der Mehraufwand für die betroffenen Clubs entschädigt wird. Wir sind diesbezüglich momentan in Gesprächen mit dem Schweizer Fussball Verband und der Swiss Football League.»

«Chancen stehen 50:50»

Viel Zeit für Verhandlungen bliebt allerdings nicht mehr. Bereits am 21. April, an der ausserordentlichen Generalversammlung der Ersten Liga, werden die Vereine entscheiden, ob sie Spielklassen anpassen oder den jetzigen Modus beibehalten wollen. «Ich schätze die Chancen momentan 50:50 ein», sagt SCD-Sportchef Cavigelli. «Die Vereine der Promotion League werden den Vorschlag sicherlich unterstützen, denn für sie ändert sich wenig. Die Grossclubs mit den U21-Teams werden ebenfalls Ja stimmen und im Vorfeld für ihre Sache lobbyieren.»

Sollte die Liga-Reform angenommen werden, würde die nächste Saison zum Übergangsjahr mit zwei zusätzlichen Aufsteigern in die Promotion League und entsprechen mehr Absteigern in die 2. Liga interregional. 2018/19 würde erstmals eine Meisterschaft mit den neuen Gruppeneinteilungen durchgeführt.

«Wie wir uns in Zukunft positionieren wollen, entscheiden wir erst, wenn alle Rahmenbedingungen bekannt sind», sagt Cavigelli. Er bedauert, dass es keinen Alternativvorschlag gibt. «Entweder eine Erhöhung auf 18 Teams oder es bliebt beim Status quo. Wir hätten uns gut einen Kompromiss mit einer 16er-Gruppe vorstellen können.»

FC Freiburg

«Uns würde der Abstieg aus der 1. Liga drohen»

Von der geplanten Aufstockung in der 1. Liga ist auch der FC Freiburg betroffen. Die Vorstellung, künftig 18 anstatt 14 Mannschaften in einer Gruppe zu haben, sorgt bei Präsident Jean-Pierre Gauch für Schweissausbrüche. «Wir haben genug Schwierigkeiten, unser aktuelles Budget zusammenzubekommen. Wie sollen wir es schaffen, künftig mindestens 80 000 Franken mehr aufzutreiben? Momentan bezahlen wir unsere Spieler für zehn Monate, künftig müssten wir sie für zwölf Monate entlöhnen.» Die Ligaaufstockung werde seinem Verein nicht mehr Zuschauereinnahmen bringen, ist Gauch überzeugt. «Wir würden Gefahr laufen, uns aus der 1. Liga zurückziehen zu müssen.»

Die Hoffnung, dass der Schweizer Fussballverband SFV oder die Swiss Football League SFL die 1.-Liga-Vereine für ihren finanziellen Mehraufwand entschädigen wird, hat Gauch nicht. «Es ist immer dasselbe: Der SFV verlangt immer mehr von den Vereinen, gibt im Gegenzug aber nichts zurück. Wir stimmen am 21. April ganz klar Nein.»ms

Erste Liga

Aktueller Modus

Promotion League: 16 Teams (30 Spiele pro Mannschaft)

1. Liga: 3 Gruppen à 14 Team (26 Spiele pro Mannschaft)

Total: 58 Teams

Geplanter Modus

Promotion League: 18 Teams (34 Spiele pro Mannschaft)

1. Liga: 2 Gruppen à 18 Teams (34 Spiele pro Mannschaft)

Total: 54 Teams.

Die Reform würde auf die Saison 2018/19 in Kraft treten. Am 21. April werden die Vereine an der ausserordentlichen Generalversammlung der Ersten Liga darüber abstimmen, ob sie die Reform annehmen. ms

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