Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Es riecht nach Regen!»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Wenn es regnet, fällt geruchloses Wasser vom Himmel. Trotzdem stimmt die Redewendung «Es riecht nach Regen», weil der muffige und erdige Duft vor einem Gewitter in der Luft liegt.

Im Sommer 2024 habe ich bisher noch niemanden gehört, der gesagt hat: «Es riecht nach Regen». Im Gegenteil: Der viele Regen und die Intensität des Regens haben den «Duft nach Regen» buchstäblich unterdrückt. Da stellt sich die Frage: Kann Regen überhaupt duften? Die Antwort dazu ist klar: Nein, der Regen selber kann nicht duften. Er besteht ja aus Wasser, also H2O, und das ist bekanntlich geschmacks- und geruchslos.

Selbst wenn der Regen aus der Wolke herausfällt und auf seinem Weg zur Erde noch ein paar Aerosole (= kleinste feste, flüssige oder gasförmige Teilchen, die in der Luft schweben) auflöst und mitnimmt, wird er bei Ankunft auf der Erde nicht riechen.

Nach Trockenperiode

Trotzdem, es kann tatsächlich «nach Regen riechen». Zwei australische Forscher haben dieses Phänomen 1964 untersucht und in der berühmten Zeitschrift «Nature» über ihre Resultate berichtet. Sie fanden heraus, dass der «Duft nach Regen» meistens nach einer längeren Trockenperiode entsteht, wenn ein aufkommendes Gewitter mit Regen die Trockenzeit abschliesst.

Dieser Regengeruch entsteht aber vor dem eigentlichen Regenfall, das heisst, er kündigt den Regen an. In unserer Nase nehmen wir den Geruch als erdig, faulig und leicht feucht wahr. Man nennt ihn in der Fachsprache Petrichor. Das Wort setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern «petros», was Stein heisst, und «ichor», was nach der griechischen Mythologie das Blut in den Adern der Götter bedeutet.

Stoffwechsel minimiert

Die beiden australischen Forscher konnten nachweisen, dass gewisse Pflanzen in einer Trockenphase ein gelbliches, ätherisches Öl produzieren, das von den Böden und Gesteinen («petros») absorbiert wird. Damit können sich die Pflanzen vor einem Austrocknen schützen. Das alleine genügt aber noch nicht. In neueren Studien wurde eine weitere Komponente gefunden, die wesentlich für den Geruch verantwortlich ist. Man nannte sie Geosmin. Das ist, chemisch gesehen, ein Alkohol, der im Erdboden von Bakterien und Mikroorganismen produziert wird.

Die Mikroorganismen reduzieren nämlich bei Hitze und Trockenheit ihren Stoffwechsel auf das Nötigste. Sobald die Luftfeuchtigkeit zunimmt und erste Regentropfen fallen, kommen die Bakterien wieder mit Wasser in Kontakt, werden sehr aktiv und produzieren diesen Alkohol Geosmin.

Die ersten Regentropfen fallen.
Archivbild: Keystone

Sensible Nasen

Das Geosmin riecht ebenfalls muffig und sehr erdig. Man könnte den Geruch mit dem von Randen, Spinat oder Pilzen vergleichen. Dieser Geruch ist also nicht gerade angenehm, dennoch wird er von vielen Menschen geliebt. Unsere Nase reagiert offenbar sehr sensibel auf diesen Geruch. Würde man das Wasser von 200 olympischen Schwimmbecken nehmen und einen Teelöffel Geosmin darin verteilen, könnte unsere Nase den Sommerregen-Ankünder immer noch wahrnehmen.

Wenn es schwül wird

Kehren wir noch einmal zum Regengeruch für die einen, oder dem Regenduft für die anderen zurück. Die Kombination aus Petrichor und Geosmin, dieser erdig-muffige Geruch, ist sehr auf die Meteorologie angewiesen. In unseren Breitengraden kommen die Feuchtigkeit und Niederschläge durch Fronten, meistens aus westlicher oder südwestlicher Richtung, das heisst vom nahen Atlantik oder vom Mittelmeer. Nach längeren Trocken- oder sogar Hitzeperioden bringen West- und Südwest-Winde immer mehr Wasserdampf in unsere Gegenden.

Man spürt diese zunehmende Luftfeuchtigkeit als «Schwüle». Bald schon kondensiert der Wasserdampf in der Atmosphäre zu Regentropfen und damit zu Wolken, die zu Gewitter-, Warm- und Kaltfronten gehören. Die Feuchtigkeit nimmt allmählich auch in Bodennähe zu, was dann die Produktion von Geosmin ankurbelt. Das Gemisch von Petrichor und Geosmin wird durch die Winde, also bewegte Luft, aus den Poren der Böden gesogen.

Der erdige Ankündigungsgeruch für den aufkommenden Regen kann sich so in der untersten Luftschicht über dem Erdboden verteilen, was unsere Nase als «Regenduft» wahrnimmt. Sobald aber grössere Mengen Regen vom Himmel fallen, werden diese Duftmoleküle ausgespült und der ganze Spuk vom «Riechen des Regens» ist vorbei. Übrigens gibt es auch Wetterlagen, bei denen Geosmin gebildet wird, obwohl weit und breit keine Regenfront vorhanden ist. Das ist dann der Fall, wenn sich in einer stabilen Hochdrucklage, mit nicht zu trockener Luft, am frühen Morgen Tau auf der Erde bildet.

Der Tau ist eine Niederschlagsvariante, die die Bakterien in der Erde zur Produktion von Geosmin anregen.

Morgentau auf einer Wiese.
Bild: Imelda Ruffieux

Auch in Parfüms

Zum Schluss noch etwas Ergänzendes zu diesem erdig-muffig-fauligen Geruch des Alkohols Geosmin. Weil wir Menschen ihn an und für sich lieben, wird er gewissen Parfüms als Duftnote zugesetzt. In Anlehnung an den grossen mittelalterlichen Gelehrten Paracelsus gilt natürlich auch hier: «Allein die Dosis macht den Duft aus…»

Der australische Forscher C.Hugh Tyndale-Biscoe verfasste ein Buch über «Das Leben der Beuteltiere». Er stellte darin – aufgrund von seinen Beobachtungen – die Hypothese auf, dass der Geruch von Petrichor mit Geosmin auf den Brunstzyklus von Kängurus einwirkt, ganz ähnlich wie bei Pheromonen (Botenstoffe).

Es ist verblüffend, dass der «Regenduft» nebst der Wahrnehmung mit unserer Nase noch viele weitere Einflüsse haben kann, wenn man ihn wissenschaftlich etwas genauer untersucht.

Wetterfrosch Mario Slongo.
Archivbild: Charles Ellena

Mario Slongo ist ehemaliger DRS-Wetterfrosch. Einmal im Monat erklärt er in den FN spannende Naturphänomene. Weitere Beiträge unter: www.freiburger-nachrichten.ch

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema