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Wie ein falsch verpacktes Erdbeerjoghurt

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Helene Soltermann

Wie ein Model auf dem Laufsteg steigt Claudia Sabine Meier die Treppe hinunter. High Heels mit einem zehn Zentimeter hohen Absatz, enge Hose, perfekt geschminkte Augen und dezentes Wangenrouge: Auf ihr weibliches Äusseres legt die Direktorin des Hotels Schwefelbergbad grossen Wert.

Dass viele Frauen auf ihr Aussehen achten, ist normal und verwundert nicht gross. Bei Claudia Meier schon. Erst seit einem Jahr kleidet sich die 43-Jährige, wie sie will. Vorher trug sie Männerkleider; meistens schwarze Hose, schwarzes Hemd, schwarze Socken und schwarze Unterhose. Bis vor einem Jahr hiess Claudia Sabine offiziell Andreas Heribert. 155 Kilogramm wog Andreas in seinen dicksten Zeiten. Heute trägt Claudia Hosengrösse 36, hat rote Lippen, und auch ihre Fingernägel sind rot lackiert. Graziös und mit übereinandergeschlagenen Beinen sitzt sie auf dem Sessel im Hotelsalon, das angefachte Feuer im Kamin knistert. Claudia Meier erzählt ihre Geschichte mit hoher Stimme, die sie sich in vielen Logopädiestunden antrainiert hat. Gekünstelt tönt es nicht.

Die Zeit als Mann und Frau

Schon in ihrer Kindheit ist Claudia klar gewesen, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Ihr Frau-Sein lebte sie aber lange nur im Verborgenen aus. «Diese Firewall zwischen den beiden Leben war mein wertvollstes Gut. Niemand ahnte davon», erzählt Meier. «Ich wusste, ich kann die Finger nicht davon lassen, mich als Frau zu geben. Aber ich fürchtete auch, dass mit einem Outing der soziale Abstieg drohte.» Als sie nach mehreren Suizidversuchen Hilfe bei einer Psychologin in Zürich fand, sei ihr ganzes Leben komplett aus den Fugen geraten. «Plötzlich erfuhr eine Person von meinem Doppelleben. Meine Firewall begann zu bröckeln.» Claudia Meier ging fortan zweimal wöchentlich zur Psychologin nach Zürich und klinkte sich schliesslich zwei Wochen ganz aus ihrem Leben als Hoteldirektor aus. «Meinen Mitarbeitern und Angehörigen sagte ich, ich mache bei einer Erfahrungsgruppe mit, um einem Burn-out vorzubeugen.» In diesen zwei Wochen habe sie es genossen, sich selber zu sein. «Als ich danach wieder in meine Männerkleider schlüpfen musste, kam ich mir blöd vor.» Sie habe gemerkt, dass sie nicht mehr weiter im falschen Körper leben könne.

Mit «Ma-Pa» schoppen

Seit ihrem offiziellen Outing vor einem Jahr ist Claudia Meier glücklich. Sie nimmt Hormone; diese machen ihre Haut feiner und die Muskelverteilung weiblicher. Die Reaktionen darauf, dass der Hoteldirektor zur Hoteldirektorin wurde, seien durchwegs positiv gewesen. Ihre Eltern und ihre Partnerin hätten den Entscheid respektiert. Die Tochter, welche sie aus geschiedener Ehe hat, nennt sie «Ma-Pa» und findet es cool, dass sie nun mit ihr shoppen gehen kann.

Es gibt auch Menschen, die ihr Outing als Hotelmarketing abtun. «Werbung für mein Hotel brauche ich nicht», sagt sie. Vielmehr wolle sie Verständnis für transsexuelle Menschen schaffen. Oder wie sie es ausdrückt: «Ich säe, damit die, die nach mir kommen, besser leben können.»

Ein «M» für Mädchen

Einen Meilenstein im Kampf gegen die Diskriminierung hat Claudia Meier bereits hinter sich. In ihrem Pass wird sie nicht mehr «Andreas Heribert», sondern «Claudia Sabine» genannt. Ein Makel ist geblieben: Beim Geschlecht steht ein «M» für männlich – sie sagt lieber «M» für Mädchen. Ihre Steuererklärung wird denn auch an Herrn Claudia Sabine Meier zugestellt. Der zweite Meilenstein, den Meier erreichen will, liegt auf der Hand: Sie will als Frau registriert werden. Das weibliche Geschlecht erhält sie jedoch erst, wenn sie sich zur Frau umoperieren lässt. «Ich lasse mir aber nicht vom Staat vorschreiben, wann ich mich zu operieren habe.» Eine OP sei ein heikler Eingriff. Meier hat etliche Freunde, bei denen etwas schief gelaufen ist und die für den Rest ihres Lebens darunter leiden. «Den letzten Schritt der Geschlechtsanpassung werde ich dennoch wahrscheinlich irgendwann wagen.»

Amtlich ist sie «gestört»

Obwohl sich Claudia Sabine Meier ihr passendes Geschlecht erkämpfen will, ist sie zufrieden mit ihrem jetzigen Leben. «In der Beziehung ist für mich das Geschlecht des Gegenübers nicht so sehr ausschlaggebend.» Es sei nicht das Wichtigste, ob es ein Mann oder eine Frau ist, antwortet sie denn auch auf die Frage, warum ihre Partnerin auch nach dem Outing zu ihr steht. «Es geht ums Zwischenmenschliche. Was ist, wenn ein Ehemann plötzlich verunfallt und danach im Rollstuhl sitzt? Verlässt ihn die Frau?»

Claudia Meier fühlt sich diskriminiert; sie werde amtlich als «psychisch gestört» abgestempelt. Sie vergleicht ihre Situation mit derjenigen eines Erdbeerjoghurts, welches in einen leeren Mocca-Joghurt-Becher abgefüllt wird und so den falschen Geschmack vortäusche. «Ich bin einfach in einem falschen Körper geboren worden. Punkt.»

Ziel: Nicht bekannt sein

Durch ihr Outing ist Claudia Sabine Meier bekannt geworden. Schweizweit haben Zeitungen über sie berichtet, im Fernsehen hatte sie einen Auftritt bei «Aeschbacher», «Reporter» hat ihre Geschichte aufgerollt. Ihren Kampf hat Claudia Meier dann gewonnen, wenn sie als Frau registriert wird und der anatomische Andreas, der zur Claudia wurde, die Öffentlichkeit nicht mehr interessiert. Dann nämlich will sie nicht mehr in Zeitungsberichten und in Fernsehberichten erscheinen, sondern ihr Leben leben.

In ihrem früheren Leben brachte sie 155 Kilogramm auf die Waage, heute trägt Claudia Sabine Meier Hosengrösse 36.Bild Charles Ellena

Definition

Transsexualität und Transvestitismus

Transsexuelle Menschen sind laut ihrem Empfinden nach im falschen Geschlecht geboren worden. Transsexuelle nennen sich lieber Transmenschen, weil sie ihre Identität nicht primär mit ihrer sexuellen Ausrichtung verbinden. «In der Schweiz leben rund 300 bis 400 Transmenschen», sagt Claudia Meier. Transvestiten sind hingegen Menschen, welche meistens in der Rolle ihres biologischen Geschlechts leben. Diese Männer und Frauen kleiden sich jedoch zeitweise mit Kleidern des anderen Geschlechts. Nicht zuletzt aufgrund der Bemühungen von Claudia Meier hat der Kanton Bern im Oktober die Praxis zur Namensänderung von Transmenschen erleichtert. Um den Vornamen ändern zu können, muss man nicht mehr nachweisen, wie lange man bereits als (Trans-)Frau oder (Trans-)Mann lebt. hs

www.tgns.ch

«Diese Firewall zwischen den beiden Leben war mein wertvollstes Gut.»

Autor: Claudia Sabine Meier

Autor: Direktorin Hotel Schwefelbergbad

«Ich bin einfach in einem falschen Körper geboren worden. Punkt.»

Autor: Claudia Sabine Meier

Autor: Direktorin Hotel Schwefelbergbad

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