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Geschmeidiger Sprung ins kalte Wasser

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Die Schweiz ist in Sachen Basketball ein Entwicklungsland, in Frankreich hingegen hat die Sportart eine lange Tradition – und einen dementsprechend hohen Stellenwert. Die höchste französische Liga gehört zu den Besten Europas. Der Wechsel von der bescheidenen Schweizer NLA in die Pro A ist ein Sprung ins kalte Wasser. Der letzte Schweizer, der diesen Schritt direkt wagte, war 2003 ein gewisser Thabo Sefolosha. Auf diese Saison hin hat es ihm Jonathan Kazadi gleichgetan. Der 25-jährige Berner, der die letzten zehn Jahre bei Olympic spielte und die Freiburger letzte Saison als Captain zum Meistertitel führte, trägt neu das Trikot von Orléans, spielt und lebt seit sieben Wochen in der 120 000-Einwohner-Stadt im Norden Frankreichs, in der Basketball die Sportart Nummer eins ist.

Sein Sprung ins kalte Wasser hätte sanfter kaum verlaufen können. Kazadi taucht, wie das in den ersten Wochen durchaus zu erwarten gewesen wäre, keineswegs nur in den Randspalten auf. Von seinem Trainer Pierre Vincent mal als Spielmacher, mal als Flügel eingesetzt, kam er in den ersten sieben Partien auf eine bemerkenswerte Einsatzzeit von durchschnittlich 24,1 Minuten pro Spiel, zuletzt stand er sogar im Startfünfer. Im Schnitt erzielte Kazadi 7,9 Punkte und holte 2,7 Rebounds. Der 25-Jährige hat es überraschend schnell ins Rampenlicht geschafft. Vor zweieinhalb Wochen stand er nach dem Sieg gegen Limoges im All-Start-Team der Runde, weil er nicht nur 20 Punkte erzielte, sondern in der entscheidenden Phase auch noch mehrere wichtige Körbe traf. Vor dem letzten Spiel erschien vergangene Woche als Matchvorschau auf der Club-Homepage von Orléans Loiret denn auch ein vierminütiges Videointerview mit Kazadi. Im Telefon-Interview mit den FN spricht der Schweizer Nationalspieler über seine ersten sieben Wochen in einer für ihn neuen Welt.

«Ich werde um jede Einsatzminute kämpfen müssen», sagten Sie im Juni, als der Wechsel zu Orléans bekannt wurde. Sind Sie selbst überrascht, wie viel Einsatzzeit Sie auf Anhieb erhalten?

Ich bin natürlich sehr zufrieden, und ja, ein bisschen überrascht bin ich schon. Bereits im ersten Match wurde ich positiv überrascht: Ich war erst seit einer Woche da und machte deshalb grosse Augen, als sich der Trainer nach fünf Minuten umdrehte und mir zurief, ich solle mich für die Einwechslung bereitmachen.

Wie erklären Sie sich den schnellen Durchbruch?

Ich versuche im Training hart zu arbeiten, um den Trainer zu überzeugen. Aber ganz erklären kann ich es mir selbst nicht. Natürlich war es mein Ziel, mich in Frankreich durchzusetzen, aber dass ich als Neuling so schnell zu so vielen Einsatzminuten komme, konnte ich ehrlich gesagt nicht erwarten.

Erst recht, weil Sie fast während der gesamten Vorbereitung gefehlt hatten, da Sie mit der Schweizer Nationalmannschaft sechs Wochen lang für die EM-Qualifikation unterwegs waren …

Tatsächlich habe ich erst fünf Tage vor Meisterschaftsstart erstmals mit meiner neuen Mannschaft trainiert. Es war nicht leicht, mich ins Team einzufügen und die ganzen neuen Systeme zu verinnerlichen. Ich bin immer noch am Lernen.

War es für Sie kein Thema, für einmal auf die Spiele mit der Schweizer Nationalmannschaft zu verzichten, um sich bestmöglich auf diese wichtige Saison vorbereiten zu können?

Ehrlich gesagt, nein. Wenn die Nati ruft, ist es für mich selbstverständlich, dass ich diesem Ruf folge. Für Orléans war das auch weder ein Problem noch ein Thema. Und ich bin immer stolz, mein Land zu vertreten.

Worin liegen auf dem Terrain die grössten Unterschiede zwischen der schweizerischen und der französischen Liga?

Das Spiel ist in Frankreich viel athletischer, die Intensität höher, alles geht schneller. Die grössere Athletik zeigt sich insbesondere bei den Rebounds. In der Schweiz war ich ziemlich erfolgreich beim Rebound, hier versuche ich zwar ebenfalls aggressiv zum Rebound zu gehen, habe aber noch Mühe mich durchzusetzen.

Woran versuchen Sie in dieser Saison hauptsächlich noch zu arbeiten?

Mein Hauptziel ist es, mich an den Rhythmus und die Intensität zu gewöhnen. Ich bin ein Allrounder, nun gilt es, die verschiedenen Fähigkeiten bei grosser Intensität unter Stress abrufen zu können. Es kommt zum Beispiel vor, dass einer ein sehr guter Werfer ist, aber immer eine Sekunde braucht, um sich in die richtige Position zu bringen – so dass er ab einem bestimmten Niveau kaum noch etwas bringt. Man muss die Stärken in möglichst vielen Situationen abrufen können – daran arbeite ich. Ausserdem muss ich konstanter werden. Ich habe mit Orléans bereits richtig gute, aber auch ziemlich schlechte Spiele gezeigt.

Für Ihr Team läuft es bislang nicht gut. Orléans hat bloss zwei von sieben Spielen gewonnen und belegt den 18. und damit letzten Tabellenrang. Es droht eine schwierige Saison.

Letzte Saison beendete Orléans mit 17 Siegen und 17 Niederlagen auf Rang elf. Das Ziel für diese Saison ist es, eine ähnliche Leistung zu bringen und vielleicht sogar einen der acht Playoff-Ränge zu ergattern. Natürlich ist der Start nicht gut gelungen, aber wir hatten viele Auswärtsspiele, und ausserdem waren drei der Niederlagen wirklich sehr knapp und ärgerlich. Es liegt an uns, das Glück nun auf unsere Seite zu zwingen.

Der Stellenwert des Basketballs ist in Frankreich deutlich höher als in der Schweiz. Wie sehr unterscheidet sich das Umfeld des Clubs bei Orléans von demjenigen bei Olympic?

Es sind andere Dimensionen. Zum Beispiel haben wir hier eine Physiotherapeutin, die hundert Prozent für das Team arbeitet und in den Trainings immer für uns da ist. Auch sonst ist alles sehr professionell, im Clubbüro sind stets drei, vier Personen anwesend, während in der Schweiz vieles in Teilzeit- oder Freiwilligenarbeit erledigt wird. Und für die meisten Auswärtsspiele reisen wir bereits einen Tag früher an, übernachten dann im Hotel und absolvieren am nächsten Tag ein Morgentraining vor Ort.

In der Schweiz undenkbar ..

Der Vorteil in der Schweiz ist, dass die Distanzen meist nicht allzu gross sind. Aber nach einer Busfahrt nach Lugano oder Massagno bist du in den Beinen schon nicht ganz so frisch wie normalerweise.

Ist der Trainingsaufwand grösser als in Freiburg?

Nein, er ist vergleichbar. Wir trainieren immer am Morgen und Abend und haben ab und zu einmal eine Einheit frei. Das ist ähnlich wie in Freiburg. Olympic ist ja auch bekannt dafür, für Schweizer Verhältnisse sehr viel zu trainieren.

Ihr Psychologie-Studium haben Sie nach dem Wechsel dennoch unterbrochen.

Ja, mir fehlt noch gut ein Jahr bis zum Master. Ich habe mir gesagt: Wenn ich schon in so ein professionelles Umfeld komme, will ich mich voll auf den Basketball konzentrieren. Die letzten Jahre in Freiburg waren zum Teil stressig, ich konnte mich kaum einmal richtig erholen, immer war da neben dem Sport noch eine Arbeit abzugeben oder eine Prüfung vorzubereiten. Jetzt habe ich viel mehr Erholung, das ist wichtig, um auf diesem hohen Level spielen zu können und Fortschritte zu machen.

Was machen Sie während der zusätzlichen Freizeit?

In erster Linie chillen. Zum Beispiel gönne ich mir immer einen Mittagsschlaf, um genügend Energie für das Abendtraining zu haben. Oder ich erkunde mit dem Velo die Stadt. Ich mag es ruhig, deshalb gefällt es mir, dass Orléans nicht zu gross ist und mir der Club eine ruhige 3,5-Zimmer-Wohnung im Altstadtquartier zur Verfügung stellt. Ich fühle mich schon richtig zu Hause.

Ihr Vertrag läuft nur bis zum Ende der Saison. Haben Sie mit dem Club schon über Ihre Zukunft gesprochen?

Nein, die Verantwortlichen sind zwar relativ zufrieden mit mir, Vetragsgespräche haben aber noch keine stattgefunden.

Wie sehr sind Sie noch mit Ihrem Ex-Club Freiburg verbunden?

Ich verfolge die Resultate Olympics – und bin sogar noch im Gruppenchat des Teams. Ich war immerhin zehn Jahre in diesem Club, da fällt es schwer, allzu schnell loszulassen.

«Ich habe mit Orléans bereits richtig gute, aber auch ziemlich schlechte Spiele gezeigt.»

«Ich verfolge die Resultate Olympics – und bin sogar noch im Gruppenchat des Teams.»

«Wenn die Nati ruft, ist es selbstverständlich, dass ich diesem Ruf folge.»

 

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