Autor: Hubert Reidy
FreiburgEigentlich war Jeremy Menuhin als Dirigent und Pianist des zweiten Abonnementskonzerts der Konzertgesellschaft Freiburg vorgesehen. Menuhin musste absagen und so sprang der Wiener Pianist und Dirigent Stefan Vladar kurzfristig ein. Er hatte in den vergangenen Jahren einige äusserst geglückte und von der Kritik mit viel Lob bedachte Einspielungen vorgelegt.
Beethovens Klavierkonzerte
Mit gewaltiger Energie und Kraft, mit ausholenden, expressiven Dirigiergesten stürzte sich Vladar in die Partitur des ersten Klavierkonzertes in C-Dur. Sofort zielte er auf ein energisches, dramatisches Beethovenspiel, das sich durch schnelle Tempi, die Virtuosität des Pianisten, aber auch durch Härte und – gerade in der ersten gross angelegten Kadenz – durch ein überhastetes, nicht immer genügend kontrolliertes Spiel ausprägte. Die Holzschlägel des Paukisten verrieten die Intentionen des Dirigenten zu einem geschärften Klangbild. Der Wille nach Dramatik, Kraft führte in den beiden Ecksätzen allerdings oft zu einem undifferenzierten Fortissimo des Orchesters.
Die spielerisch-kokette, leichtfüssige Seite des Werks, das noch in der Nachfolge der Konzerte von Haydn und Mozart entstand, wurde kaum wahrgenommen. Einen schönen Kontrast zu den beiden schnellen Sätzen bildete die Interpretation des «Largo» in As-Dur. Mit warmem Anschlag und mit innerer Ruhe stellte der Pianist das lyrisch-bezaubernde Hauptthema vor und vermochte diese spannungsvolle Ruhe während des ganzen Satzes beizubehalten.
Derselbe energische, dramatische Interpretationsansatz bestimmte die Aufführung des dritten Klavierkonzertes in c-Moll.
Orchester erfüllt seine Rolle
Die Baden-Badener Philharmonie erfüllte ihre dialogisierende Rolle zuverlässig. Allerdings wurden Grenzen hörbar hinsichtlich Intonation, differenzierter Klangkultur, rhythmischer Genauigkeit – vielleicht auch Folgen des kurzfristigen Dirigentenwechsels.
Die Streicher eröffneten das Konzert durch das Divertimento D-Dur, KV 136, von Wolfgang Amadeus Mozart – ein bezauberndes, lebendiges Jugendwerk. Der Konzertmeister führte seine Mitmusiker zu einem ungekünstelten, recht frischen, aber etwas unverbindlichen Spiel.
Ein begeisterter Applaus beendete die Klavierkonzerte. Und mit einer intimen, verinnerlichten Interpretation der Consolation Nr. 3 von Franz Liszt beschloss Stefan Vladar sein anspruchsvolles Pensum.